Bei Tocotronic ist manchmal ja auch ein Zufallstreffer dabei, aber nur Bernd Begemann kriegt Songtitel wie “Judith, mach deinen Abschluss” mit den dazu passenden Texten gleich in Serie hin. Sein ewiges Thema: der spätnachmittägliche Blick vom innerstädtischen Balkon auf die umtriebigen Menschlein, wie sie leben, lieben oder bloß von Ikea nach Hause kommen. Begemann selber sieht aus wie ein schniekes Überbleibsel der Fernsehshow-Ära, scheinbar geboren für den immerwährenden Auftritt im Kurpark-Pavillon, und er ist ein sanfter Typ. In seinen Songs wird die Wut auf die Menschheit immer wieder von fast zärtlicher Zuneigung zu derselben eingeholt, und kein Frauenschicksal ist ihm banal genug, um sich nicht namentlich an die Betroffene zu wenden. Begemann weiß: Ironie alleine macht eben noch keinen Sommer, ganz zu schweigen von einem guten Schlager. “Glanz” ist da nichts anderes als die logische Konsequenz seines randgruppenfreundlichen Pop-Entwurfs – der Kleingärtner, der auf “Unten am Hafen” klarkommt, ist ein guter Kleingärtner. Da ist es beinahe schon kokett, wenn Begemann in “Deutsche Hymne ohne Refrain” beteuert, “dieses Land verstehen” zu wollen. Man hat den Eindruck, gerade er täte es längst.
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