Irgendein guter Ketzer – ich glaube, ein Australier – hat um die Jahrzehntwende von der wahrhaft schaurigen Horrorvision gesungen, “when a hundred thousand Morrisseys came marching over the hill…” Nun, ich habe noch keine Halluzinationen von einer Invasion der 100.000 Rellöms, Rossmys und Begemänner hierzulande, aber so weit darf es auf keinen Fall kommen! Bernd Begemann betitelt seine neue Platte autobiografisch, und ich finde es gar nicht witzig. Besonders mißbillige ich, wenn er inmitten seines deutschsprachigen leicht-zu-hören-Sounds affektiert die Stimme hebt, dann wird mir richtig fiebrig. Können sich Singer/Songwriter eigentlich richtig aufregen? Sicherlich nicht; sonst würden sie nicht alles in so triviale musikalische Formen verpacken. Schon ein integrer Günther Anders (“Gewalt – ja oder nein?”) ärgerte sich 1987: “Und dann kommen erst die mit ihren Gitarren…” Die plakative Unschuld beginnt zu nerven. Begemann, der der weitverbreiteten Ansicht ist, Wehrmacht-Soldaten seien auch nur Menschen gewesen, symbolisiert eine friedliche Koexistenz, die ungefähr so friedlich ist wie seine Harmonien dur. Schon dafür darf er gehaßt werden.
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