Leicht in Worte zu fassen ist es nicht, was Gibbons und ‘Rustin Man’ Webb hier aufgenommen haben. Es ist ein Songwriter-Album der etwas anderen Art – höchst atmosphärisch, gleichzeitig seltsam ungreifbar und überzogen mit einer schwerelosen Melancholie von der Sorte, die schon das Goldfrapp-Album zu etwas Besonderem machte. Eine ganze Wagenladung von Musikern, von der Alt-Flötistin bis zum Conga-Spieler, ist beteiligt an “Out Of Season”, das jedoch zu keiner Sekunde protzig oder aufgeblasen wirkt. Im Zentrum eines jeden Songs von “Out Of Season” steht die Stimme der Portishead-Sängerin, jenes für seine extreme Leidensfähigkeit gerühmte Organ, das sich hier in einem ungewohnten Rahmen behaupten muss – denn auf elektronische Beats oder sonstige moderne Effekte haben Gibbons und Webb komplett verzichtet. Nur von einer gezupften Gitarre und geisterhaft schwebenden Chören wird der brüchige Gesang auf dem Opener “Mysteries” umspielt, bei “Show” genügen ein paar Klavierakkorde nebst etwas Bass und Cello. Weiter heraus wagt sich “Tom The Model”, das sich mit majestätischen Streichern und einem tollen Bläsersatz zu orchestraler Größe erhebt und richtig laut wird, ansonsten jedoch wird auf die schmachtende Dramatik, die Beth Gibbons bei Portishead zelebriert, verzichtet. Wie eine Light-Version ihrer Hauptband klingt das Ganze jedoch mitnichten, denn wie besonders die Stimme der Britin ist, lässt sich in Songs wie “Sand River” oder dem gänsehautauslösenden “Funny Time Of Year” problemlos nachvollziehen. Und auch wenn das Album, dessen Texte hauptsächlich von der Vergänglichkeit der Jahreszeiten und des eigenen Lebens erzählen, sicher nicht zur Beschallung von ausgelassenen Partygesellschaften taugt, so ist es doch eher nachdenklich und verhalten sentimental als bedrückend oder gar negativ. “Out Of Season ist meisterlich arrangiert, brüchig und gewaltig zugleich, zum aus-der-Haut-fahren traurig – und furchtbar schön.