Als wollten sie sich für den angespannten, fast bis ins Unerträgliche verzögerten Beginn ihres letzten Albums “Puzzle” entschuldigen, verliert “The Captain” diesmal keine Zeit. Unmittelbarer und direkter kann man kaum einsteigen. So umarmend waren Biffy Clyro noch nie, ohne Brüche, ohne Verzögerungen. Dabei hat der Opener von “Only Revolutions” sogar Schunkelqualitäten. Eine Einladung zur Geselligkeit, im Boot ist noch Platz, Leute. Diese pure, ja fast schon beängstigende Eingängigkeit, die einige alte Fans der Band sicher unter die Nase reiben werden, erinnert an den offensiven Weg, den Jimmy Eat World auf “Chase This Light” eingeschlagen haben. Es muss nicht immer alles um die Ecke gedacht werden, nicht alles mit doppeltem Boden versehen werden. Pure Energie tut es manchmal eben auch. Und welche Energie in Biffy Clyro steckt, kann man bei jedem ihrer großartigen Liveauftritte beobachten. Das vorab veröffentlichte “That Golden Rule” setzt genau da an: ein ungebändigt losrockendes Monster, das nur im Refrain kurz Luft holt, dem Simon Neil mit seiner stets etwas schmerzerfüllten Stimme die nötige Tiefe verleiht. Den Bruch gibt es hier nach zwei Minuten: ein Trommelwirbel, Spannungsaufbau, Streicher, und dann das volle, kraftvolle Orchesteraufgebot, mit dem sich Biffy Clyro an Bass, Gitarre und Schlagzeug ein Duell zu liefern scheinen. Wer seine Single nach der halben Spielzeit instrumental ausklingen lässt, sollte von jedem Musikfan entsprechenden Applaus erhalten. Auch “Bubbles” steht dem in nichts nach und erweist sich als eines der Highlights in der bisherigen Bandgeschichte. Wie denn Josh Homme nun genau an diesem Song beteiligt ist? Es könnte nicht egaler sein. “God & Satan” offenbart, warum Biffy Clyro eine Ausnahmeband sind. Wie viele andere hätten diesen auf Akustikgitarre basierenden Song im wahrsten Wortsinn “vergeigt”? Hier ist er pur und nachvollziehbar, einfach schön. Zyniker, wer braucht euch? “Born On A Horse” und die vor über einem Jahr veröffentlichte Single “Mountains” runden eine der stärksten ersten Albumhälften 2009 ab, und hier muss auch der einzige kleine Kritikpunkt genannt werden. Solche extremen Highlights setzt die zweite Hälfte nicht mehr. Man kann ein solches Feuerwerk eben nicht bis in die Unendlichkeit steigern – und ein angenehmes Ausklingen kann genauso viel Spaß machen. Ob “Only Revolutions” nun das bisher beste Album von Biffy Clyro ist, darüber kann man trefflich streiten. Mit Sicherheit ist es ihr ausgeglichenstes.
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