Die Entstehungsgeschichte liest sich so, als hätten die drei aus Glasgow nach “Infinity Land” auf dem Reißbrett alle Schalter auf Erfolg gestellt. Ihr Label heißt jetzt Warner, die Produktion hat man GGGarth (Rage Against The Machine u.a.) anvertraut, das Mixen übernahm Andy Wallace (Nirvana). Da stellt sich sogar das wunderbare Cover von Storm Thorgusson in die Ahnenreihe der großen Namen wie Pink Floyd. Klingt alles richtig, ergibt aber noch immer keine Erfolgsgarantie. Denn wer großen Mist mit Katzengold veredelt, hält trotzdem Mist in den Händen. Biffy Clyro dagegen haben anscheinend Kryptonit ins Studio geschleppt, denn bei diesem Album würden sogar Superhelden schwach. Das beginnt sofort beim Intro zum Opener “Living Is A Problem Because Everything Dies”, der die Tradition ihrer fulminanten Intros fortsetzt. Dabei erinnert “Puzzle” zu jeder Sekunde daran, dass hier keine neue Musik aus der Taufe gehoben wird. Biffy Clyro wissen, dass sie nicht außerhalb jedweder Referenzen stehen – so zeichnen sich Foo Fighters, Jimmy Eat World und My Bloody Valentine ab. Darüber aber ruht die dicke Schicht eigner Genialität, sodass es an Nötigung grenzt, müsste man seine Lieblingsmomente herauspicken. So zahlreich, so wechselhaft sind sie über das Album verstreut. “Saturday Superhouse” versprüht Kraft aus allen Poren. “Now I’m Everyone” schafft es, während es vor deinen Augen repetitiv auf einem Loop rumgniedelt, hinter dir eine wind- und wetterfeste Wall Of Sound zu errichten, dass jedem Shoegazer die Einlegesohlen vor Eifersucht brennen würden. “Semi-Mental” arbeitet in bester Foo-Fighters-Manier auf den Moment zu, in dem Sänger Simon Neil bei der Zeile “You tried to light up my life” die Stimme zu kippen droht. “Love Has A Diameter” baut so selbstverständlich und gerechtfertigt ein Glockenspiel mit ein, als ob das Instrument nur dafür erfunden worden wäre und Jimmy Eat World es für “Clarity” nur kurz ausgeliehen hätten. Zum Schluss müssen allerdings noch auf die eingangs erwähnte Tragödie zu sprechen kommen: “Machines” ist Simon Neils letztes Geleit für die gestorbene Mutter. Vielleicht zieht sich ja gerade deshalb das entscheidende Quäntchen mehr Hingabe durch “Puzzle”, das ein Meisterwerk von einem guten Album trennt.
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