Big | Brave
A Chaos Of Flowers

Gerade mal ein Jahr ist es her, dass Sängerin und Gitarristin Robin Wattie, Gitarrist Mathieu Ball und Schlagzeugerin Tasy Hudson mit “Nature Morte” die Wände der Realität mit ihrer schamanischen Wall of Sound ins Wanken brachten. Auch “A Chaos Of Flowers” beginnt in düsterem Folk und Blues, die Gitarren maximal verzerrt und komprimiert, Watties Gesang schmerzend fett aus der Musik hervorstechend, um ein Ausrufezeichen vorauszuschicken.

“I Felt A Funeral” ist ein selbstzerstörerischer Gospel, der am Boden gehalten werden muss, um nicht zu explodieren. Diese Musik verlangt nach Immersion, sie will, dass die Hörer:innen in ihr verloren gehen. Big | Braves Erzählungen fußen in Dichtungen von Autorinnen, nach denen Wattie in männlich dominierter volkstümlicher Literatur lange suchen musste. Sie wirft ein zeitgenössisches Licht auf das Anderssein und Ausgrenzung, tonnenschwer ummantelt von singenden Feedbacks und Drones, die an der Schmerzgrenze kratzen.

Die Produktion von Seth Manchester ist wahrscheinlich die extremste, die er für Big | Brave bislang umgesetzt hat. Von seltener sphärischer Schönheit in “A Song For Marie Part II” abgesehen, reißen Noisemonster wie “Quotidian : Solemnity” und “Theft” tiefe Gräben in die Gehörgänge, bevor “Moonset” das Album im countryesken Stil von “Leaving Nothing But Small Birds”, Big | Braves Kooperation mit The Body von 2021, beschließt.

Das steckt drin: Divide And Dissolve, Fvnerals, Sumac