Big | Brave
Nature Morte
Text: Carsten Sandkämper | Erschienen in: VISIONS Nr. 360
Wenn sich Robin Watties Stimme in “The One Who Bornes A Weary Load” gegen die aufbegehrenden Gitarrenwände stemmt, klingt ihre Aggression greifbarer als je zuvor. Sie thematisiert trügerische Hoffnungen und den Zustand der kontinuierlichen Unterdrückung, eine Art dauerhaften Katastrophenzustand, dem sich Gesellschaften als Ganzes ausgesetzt sehen, aber willentlich ignorieren. Big|Brave wussten seit ihrem ersten Album, ihre Anklage zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Abgründe in tiefgründigen Noise zu kleiden, ohne dem Pathos zum Opfer zu fallen. Gleichzeitig ist das „Stillleben“, das das New Yorker Trio auf seinem inzwischen siebten Album zeichnet, so kontrastreich wie nie zuvor. Schon im Opener “Carvers, Farries And Knaves” wirkt die Band konzentriert und angriffslustig. Das Herzstück “The Fable Of Subjugation” ist ein tonnenschweres Monument aus Dynamik und kompromissloser Härte, während “A Parable Of The Trusting” in verzerrtem Minimalismus verharrt. Vor allem der Fokus auf musikalisches Storytelling offenbart eine neue Perspektive des Trios auf Kohärenz und Struktur seiner Songs. “Nature Morte” schlägt nicht nur vor den Kopf, es nimmt den Hörer auch mit. In jedem Sinn dieser Formulierung.
Das steckt drin: The Body, Esben And The Witch, Spotlights
weitere Platten
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