Big Chief
Mack Avenue Skull Game (Platten der Neunziger)
Text: Falk Albrecht | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
Als Soundtrack deklariert, steht der passende Film zu „Mack Avenue Skull Game” noch aus. In der Tat könnte man annehmen, dass es sich um einen Blaxploitation-Movie der Siebziger Jahre handeln müsse, denn so tiefschwarz wie Big Chief klang in den vergangenen Jahren kaum eine andere weiße Band. Das Quintett verschmolz den Groove des Funk mit der Dynamik des Rock’n’Roll und der Intensität des Soul. Dabei erlag die Band nie der Gefahr, kopflastige Mucke für Mucker zu machen, sondern kreiste immer ordentlich lasziv die Hüften. Spaß muss schließlich sein, und Spaß macht dieses Album. Los geht’s mit dem feist wabernden „Skull Game”, gemeinsam mit der stimmgewaltigen Sängerin Thornetta Davis macht man sich einige Minuten später mit Songs wie „One Born Every Minute” oder „No Free Love On This Street (Sonica’s Theme)” daran, Soulmusik eine neue Perspektive für die Neunziger zu verschaffen. Zwischendurch darf es aber auch mal eine Spur heftiger zur Sache gehen: Bei „Cop Kisser” hat man glatt den Eindruck, es mit einer Hardcore-Band zu tun zu haben. Gerade diese Vielfalt verleiht dem Album dann auch seine Lebendigkeit. An „Mack Avenue Skull Game” wirkt nichts statisch, alles ist immer in Bewegung, die Musiker schwitzen die Dynamik geradezu aus ihren Poren. Dass Big Chief dennoch nie den Durchbruch schafften, darf man zu den ungelösten Mysterien des Jahrzehnts zählen.
weitere Platten
Shout Out (EP mit Thornetta Davis)
VÖ: 08.02.1998
Mack Avenue Skull Game
VÖ: 01.01.1993