Wie das zusammengehen kann? Ungefähr so: Früher oder später kommt bei Stadionrockkonzerten der Moment, in dem der Sänger eines seiner von Leggins umspannten Beine auf den Boden stampft, die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und mit der tumben Masse den Break zelebriert. So wird Anlauf genommen für eine weitere schauerliche Wiederholung des Refrains. Wahrscheinlich gibt es das auf Livealben von Mr. Big oder so zu hören. Es ist aber auch die Grundstimmung von “Future This” – das gespannte Warten auf die Gelegenheit zum gedankenlosen Abdrehen. Durchlöchert wird diese Basis wiederum von Breaks, wie man sie von gemeinen Indierock-Bands kennt: Der Gitarrist lässt schlappschultrig die Finger von seinem Instrument gleiten, schüttelt bedeutungsvoll seine Frisur – und man wartet auf neuerliche Jammereien des Sängers. Was The Big Pink hier an Atmosphäre verbreiten, gibt es auch für fünf Cent am Kaugummiautomaten. Doch in manchen Momenten ist dieser bunte Kitsch mitreißend. “Future This” könnte die moderne musikalische Umsetzung von “My Girl” sein. Zu schön und gleichzeitig zu traurig, um wahr zu sein. In jedem einzelnen Song werden die Gefühle überzeichnet und die Produktion (Paul Epworth, sonst zum Beispiel mit Adele und Plan B beschäftigt) trägt zu dick auf. Klar steht man, in welcher Musikrichtung auch immer, besonders auf das (meist nur eine) hymnische Stück eines Albums. The Big Pink bieten bei zehn Stücken mindestens acht Hymnen an. Das kann gut 40 Minuten Euphorie bedeuten, wenn man gut drauf ist. Oder auch 40 Minuten Langeweile.
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