Man frage nach bei The Coral oder R.E.M., bei dEUS oder Phantom Planet: Alle werden sie nur allzu gerne Auskunft geben von der Brillanz Big Stars und dem Einfluss, den die Band auf ihre Musik ausgeübt hat. Drei grandiose Platten haben Big Star in den Siebzigern aufgenommen. Allesamt Klassiker, gespickt mit unerhört treibender Pop-Brillanz, dynamischem Blue Eyed Soul und fragilen Akustik-Epen. Ende der Siebziger verschwand Chilton – der schon Jahre vorher mit den Box Tops das unzerstörbare “The Letter” sang – von der großen Bühne. Diverse Soloalben werden im Rocklexikon Allmusic dem Genre “Difficult Music” zugeordnet, und das trifft ins Schwarze. Jetzt, 30 Jahre nachdem der große Stern vom Pophimmel verschwand, soll er wieder strahlen. Natürlich ist eine Big-Star-Platte heute keine Supernova, auch wenn dieses Album in diversen Nerd-Zimmern mit schweißnassen Händen aufgelegt werden wird. Aber weil neben Chilton und Gründungsmitglied Jody Stephens auch die zwei Posies Jon Auer und Ken Stringfellow Teil der Reunion sind, ist jede Angst unbegründet. Sowieso: Als wenn Alex Chilton nicht noch genau wüsste, wie ein großer Popsong zu klingen hat. “Turn My Back On The Sun” ist so einer, mit feiner Melodie, gerade so versponnen, dass sie nie vorhersehbar wird. Noch besser ist “Love Revolution”: Big Star spielen beseelt für den Dancefloor – Funk-Gitarre und Soul-Bläser inklusive. Chilton kommt eben aus Memphis, der Stadt, in der sich damals Rock und Soul vereinten. Nicht alles ist dermaßen gelungen, zumal gegen Ende der Traditionalismus etwas überhand nimmt und einige Blues-Nummern nach Onkel Ernsts staubiger Vinylsammlung klingen. Ob “In Space” der vierte Big Star-Klassiker wird, wird die Zeit zeigen. Unterhaltsam ist das Comeback allemal.
weitere Platten
Complete Third (Reissue)
VÖ: 14.10.2016