Deathwish-Followern und Anhängern emotional politischen Keller-Hardcores mag es vorkommen, als wären die Franzosen schon immer eine der besten Bands ihrer Nische gewesen. Tatsächlich gab es in nicht einmal zehn Jahren bislang nur ein Album, eine verwirrend kurze Trennung plus Wiedervereinigung und eine umständliche Doppel-EP, die trotzdem mehr konnte als alle anderen. Zweieinhalb Jahre nach “Personal War” und fünfeinhalb nach “You, Me & The Violence” erweitert “We Already Lost The World” nun auf engstem Raum, was Birds In Row schon die ganze Zeit besonders gemacht hat: kompromisslosen Post-Hardcore, der die Welt nicht mehr versteht und sich daran aufreibt, dass er es trotzdem versucht. Wieder stürzen sich die drei Bandmitglieder, die abseits ihrer Shows so anonym wie möglich bleiben wollen, in tonnenschwere Verzweiflungsrhythmen, rennen brüllend die Wände hoch und bleiben dann irgendwo zwischen Knarzbass und Post-Rock-Gitarre liegen, um die Wuttränen am Beton abzuwischen. Das klang schon immer unmittelbarer und weniger gekünstelt als bei manchen ihrer Labelkollegen (auch wenn das aktuelle Artwork in Sachen schöne Hände absolut der letzten Oathbreaker Konkurrenz macht), nach echtem Weltherzschmerz und kargem Schutzbunker, aber so konsequent wie jetzt haben sie sich noch nie darin eingerichtet. “We Already Lost The World” fängt da an, wo klar wird, dass das mit der Hoffnung schwierig wird. Now is the time to listen, schreien sie im ersten Song “We Count So We Don’t Have To Listen”, To silence all the numbers, finally/ To resurrect the names/ And dignify the pain/ Finally. Wenn es sowieso kein Entkommen gibt, muss man gar nicht immer mit Anlauf auf die Schmerzen springen, sondern kann sie zwischendurch umkreisen, sie antanzen, sich die bloßen Hände daran aufschürfen. Mitten in “Remember Us Better Than We Are” gibt es so einen Moment, in dem das Geschrei einem wortlosen Groove das Feld räumt, der nichts sagen muss, um zu sagen, dass er nicht wütend ist, sondern unendlich enttäuscht. In “We vs. Us” wechseln sich apathischer Gesang, rhythmisches Brüllen und kopfloses Geschrei ab, und in “15-38” steuern Birds In Row in schönstem französischen Liebeskummer auf den Albumtitel hin, der die Mitsingzeile des Albums ist: Hate me, love me/ We already lost the world. Umso brutaler schneiden Songs wie “Love Is Political” und das abschließende “Fossils” sich ins eigene Fleisch. Am Schluss rauscht es nur noch und hört dann einfach auf. So wird es sein.