Black Aleph
Apsides
Text: Daniel Thomas | Erschienen in: VISIONS Nr. 380
Wobei diese geographische Fehleinschätzung nur die halbe Wahrheit hinter dem Debüt von Black Aleph ist, verweist sie doch lediglich auf den unterkühlten, lichtscheuen Charakter von Post-Metal, wie er sich vor allem im doomigen Opener “Descent” und seinem Zwilling “Precession” ausbreitet.
Das Trio konzipiert seine Instrumentalstücke allerdings bewusst kosmopolitischer, mit Gitarre, Cello und einer iranischen Daf-Trommel. Entscheidend ist die Modalität des mittleren Ostens, die etwa in “Seperation” durchschlägt. Gebührt dem Cello wie in “Ambit I (Ascension)” der meiste Raum, treten Gitarre und Schlagzeug in einen post-rockigen Hintergrund.
Diese Variationen in der Soundtektonik sind vermutlich dem Albumkonzept geschuldet, das sich um die Orbitalmechanik dreht, den Abständen zwischen Himmelskörpern und ihre elliptischen Umlaufbahnen. Ein zweites Thema kreist um die Beziehung zwischen Licht und Dunkelheit, im Besondern um den Unterschied zwischen Körpern, die Licht emittieren, und solchen, die es lediglich reflektieren. Spiritueller Post-Metal also, mit physikalischem Anspruch. Manches davon entstand durch Improvisationen, aus Loops und rituellen Beats, anderes ist akribisch entworfen. Wo genau die Trennlinie verläuft, bleibt unklar. Beidem gemeinsam sind die sich jäh entfaltenden Motive, die ihre Variationen genüsslich verschleppen.
Das steckt drin: Godspeed You! Black Emperor, Neurosis, Pelican