“Passionoia” heißt der dritte Streich des Projektes, an dem außer Haynes auch noch John Moore (The Jesus and Mary Chain) und Sarah Nixey, die vertonte Mischung aus Unschuld und Arroganz, beteiligt sind. Kennt man die ersten beiden Alben, liegt die Logik des Masterplans luzide auf dem Teller wie ein seziertes Kleintier: Der Erstling “England Made Me” beschränkte sich noch darauf, Sarahs glockenhelle Stimme in spärlich instrumentiertem Kontext sanft einlullend vom Übel der Welt berichten zu lassen. Mord, Totschlag, Kindesentführung als Gutenachtlied. Wem das noch nicht verstörend genug war, der bekam mit dem Nachfolger “The Facts Of Life” perfekte, hitparadentaugliche Popsongs geliefert, die inhaltlich nicht minder vergiftet aus dem Lautsprecher waberten. Diesmal setzen die Chartparasiten noch einen drauf: “Passionoia” strotzt vor Dancefloor-Anleihen, zersetzt das nostalgisch verklärte 80er-Comeback mit Synthesizern und Drumcomputern und liefert unverdrängbare Hooklines. Textlich vervollkommnen die selbsternannten ‘Eisenfäuste in Samthandschuhen’ altbewährt bissige Thematik mit ironischem Humor, der einen gehässig auflachen lässt, während die nette alte Dame im Bus verängstigt den Platz wechselt, weil sie die Kopfhörer nicht bemerkt hat. Nebenbei liefert das Album einen ganzen Fundus arroganter Zitate, mit denen man auch die langweiligste Party zumindest für sich selbst in einen inneren Durchmarsch verwandeln kann: “I never liked George Michael much / although they say he was the talented one…”