The Black Keys
Turn Blue
Es ist in dem Zusammenhang natürlich kein Zufall, dass der erst schleppende, dann rasante Aufstieg der Black Keys vom rumpeligen Local-Act aus Akron/Ohio zu Superstars mit Wahlresidenz in Nashville just auf den Zeitraum fällt, in dem Danger Mouse hinter den Kulissen zu wirken begann. Dass der Mann fast alles in Gold verwandelt, was er anfasst, ist bekannt. Und doch bleibt es eine schöne Kuriosität, dass ausgerechnet über Auerbach und Carney der Goldtopf ausgeschüttet wurde – zwei kultiviert maulfaulen Musikern, die es sich eigentlich ganz gemütlich gemacht hatten mit ihrem Stammplatz in der gehobenen Amateurliga des Rock’n’Roll. Bis ihnen “Brothers” (2010) gelang, ihre hitgespickte Durchbruchsplatte, die nicht grundlegend anders war als die fünf Alben davor, aber die entscheidenden paar Grad fokussierter. Das dürfte er gewesen sein, der Faktor Danger Mouse: Verbindlichkeit. Eine klare Vision. Der Blick von außen ins Innerste. Das Vertrauen des Duos in Danger Mouse’ Instinkt muss seither unerschütterlich sein – zumindest wäre es die logische Erklärung dafür, dass die Black Keys ihm auf “Turn Blue” nochmals mehr Freiraum geben als auf “El Camino” (2011), dem fantastischen Vorgänger. Es gibt Stücke auf dieser Platte, die sich nur noch in Nuancen unterscheiden vom fluffig-verträumten Westcoast-Sound, den Danger Mouse mit The Shins-Sänger James Mercer als Broken Bells betreibt, deren jüngstes Album gerade mal vier Monate alt ist. An deren Stelle wagen sich die Black Keys bis in den Psychedelic Rock vor, so weit, dass man ihnen die frühkindliche Sozialisierung mit Pink Floyd, ca. “The Dark Side Of The Moon”, anzuhören glaubt, zu der sie sich bisher nicht bekannt haben. Doch es gibt noch einen zweiten wichtigen Grund für die vorläufige Abkehr der Black Keys vom Garagenrock hin zu einem entschleunigten, gedämpften Gesamtbild, das von Air-artigem Zuckerwattenpop in “Weight Of Love” bis hin zu fast banalen Middle-of-the-road-Momenten in “Gotta Get Away” reicht: Dan Auerbach nutzt “Turn Blue”, um die Trennung von seiner Frau zu verarbeiten und setzt dabei – mehr musikalisch als textlich – auf eine feine Mischung aus Resignation und Souveränität. So ist das Scheidungsalbum der Black Keys keine wutschnaubende Punk-Orgie geworden, sondern ein atmosphärischer Flirt mit dem Soul. Das große Inferno erwartet uns dann vielleicht beim nächsten Mal, wenn Auerbach bis dahin eine neue Liebe findet.
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