Auch das fünfte Album der Black Lips knarzt und rauscht an allen Ecken und Enden und klingt, als käme es aus Papas verstaubter Psychedelic-Blues-Rock’n’Roll-Plattenkiste. Die vier Musiker vereinnahmen die Skandalverliebtheit der Dwarves, den Drang der Sonics und den Rock’n’Roll von Bo Diddley für sich – und möchten ihr (Band-)Leben ebenso bunt leben, wie man es aus den Sagen der 60er kennt. Mindestens. Ihre Songs und Texte sind nicht für den Teil der Studentenschaft gemacht, der Vorlesungen besucht. Und erst recht nicht für diejenigen, die dort pünktlich erscheinen und gerne das Wort sophisticated benutzen, um sich bei Kommilitonen beliebt zu machen, die sich mit ernstzunehmenden Kunstbewegungen auskennen, die sie eigentlich einen Scheiß interessieren, weil die zehnte Dreiecksbeziehung im “Marienhof” viel interessanter ist. Nein! Das Leben ist anspruchsvoll und Kunst genug, sagen sich die Black Lips und musizieren gut gelaunt und sorgenfrei drauflos. Warum nicht noch mal so klingen, als sei man gerade im Stimmbruch, dachte sich Cole Alexander wohl in “Let It Grow”, dem eingängigsten Track auf “200 Million Thousand”. Und warum nicht mal die Zähne fletschen, wie das zu erahnende Gesicht, das sich hinter dem hypnotisierenden Schwarzweiß-Cover versteckt?!
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