Black Lips
Satan's Grafitti Or God's Art?
Text: Frederik Tebbe
Klar, Garagen-Rock steht aus Prinzip nicht für Hochglanzproduktionen. Da darf es gerne scheppern und rumpeln, Sounds müssen ein wenig windschief hängen, Lo-fi wird im Reglement fett gedruckt. Und manchmal kann man auch den größten Krach als Kunst durchwinken, wenn man hinter die Fassade blickt. Doch dann kommen Black Lips und veröffentlichen das Interlude: “Got Me All Alone”, in dem sie dreieinhalb Minuten zu dissonanten Klängen grölen wie ein Cowboy mit fünf Promille, bis man sich fragt: Warum hat dieses Album 18 Songs, alle Interludes, die Overtüre und das Finale mitgerechnet? Es ist natürlich nicht immer ganz so schlimm, “It Won’t Be Long” etwa geht gut ins Ohr, “Crystal Night” traut sich zu Beginn sogar Melodieverständnis zu. Black Lips sind Musiker, sie beherrschen ihr Handwerk, dekonstruieren es aber viel lieber, wenn sie ihre Stimmen beispielsweise verzerren oder pitchen, bis alles nur noch albern klingt. Da ist es dann wieder, das alte Kulturdilemma, ob das Kunst ist oder weg kann, und gewissermaßen stellen Black Lips sich diese Frage selbst im Albumtitel. Das sorgt beim Hörer für ein schlechtes Gewissen und hat unangenehmes Sich-Selbst-Hinterfragen zur Folge: Bin ich klug genug für all das oder habe ich einfach etwas nicht mitbekommen? Wenn man dann aber feststellt, dass jenseits aller Dissonanzen, des netten Country-Vibes und des Kater-Charmes der Platte nichts Aufregendes in den letzten 55 Minuten auf nüchternen Magen passiert ist, ist die Antwort darauf vollkommen egal.
weitere Platten
Apocalypse Love
VÖ: 14.10.2022
Sing In A World That's Falling Apart
VÖ: 24.01.2020
Underneath The Rainbow
VÖ: 14.03.2014
Arabia Mountain
VÖ: 24.06.2011
200 Million Thousand
VÖ: 13.03.2009
Good Bad Not Evil
VÖ: 01.02.2008
Let It Bloom
VÖ: 16.12.2005
We Did Not Know The Forest Spirit Made The Flowers Grow
VÖ: 18.05.2004
Black Lips!
VÖ: 18.03.2003