Vor all dem Selbstbewusstsein lag für Sänger Philip Niemeyer ein langer steiniger Weg. Schon in der Grundschule flog er mangels Talent aus dem Schulchor, später fiel er bei sämtlichen Talentshows seiner High School gnadenlos durch und sah seine zwei Möglichkeiten: Entweder man sieht ein, dass Gott die goldene Kehle an andere verteilt hat und lässt es ganz, oder man identifiziert sich einfach mit denen, die nicht singen können, es aber trotzdem tun und kakophone Erfolge verbuchen. Niemeyer entschied sich für Letzteres, gruppierte sich mit Travis Highdon (Gitarre), Leslie Sisson (Bass & Piano) und Beth Nottingham (Schlagzeug, Backing Vocals) zur Band mit einem der besten Rock’n’Roll-Namen ever und zeigt nun den Texaner Musiklehrern, wo der Hammer hängt. Der monotone, leiernde Leadgesang ist gebettet in musikalisch simple wie versierte Rhythmen und Akkorde, Frau Nottingham, die ihren Namen in großen Lettern auf ihre Bassdrum geschrieben hat, steuert mit ihrer lieblich-rotzigen Stimme entschlossene Abwechslung bei, und die Band lässt jederzeit durchblicken, dass hier jeder überzeugt vom Gesamteindruck der Performance ist: “We’re gonna make it, ’cause like a wounded lion we won’t give up the fight”. Diese aggressive Herangehensweise gepaart mit kraftvollem Minimalgerocke ist sehr sympathisch. Und auch wenn das hier sicherlich nicht einzigartig ist und die Musikwelt nicht reformieren wird, macht das Black Lipstick-Konzept genauso viel Spaß wie das lustige Artwork des Albums. Es ist immer schön, wenn Menschen dermaßen hinter ihrer Sache stehen.
weitere Platten
Sincerely, Black Lipstick
VÖ: 21.02.2005