Wo “Schlagenheim” noch ein Noise-Schocker war und das sperrige “Cavalcade” Theatralik und Jazz-Instrumentierung ins Spiel brachte, finden die Briten auf “Hellfire” ihre Mitte und lassen die Genres organischer in ihren diabolischen Mix fließen. So beginnt etwa “Sugar/Tzu” akustisch, bevor Black Midis omnipräsente Polyrhythmik freidrehen darf. Zu Recht nimmt Saxofonist Kaidi Akinnibi, dessen Lungenvolumen an das eines Kamasi Washington heranreichen dürfte, eine zentrale Rolle ein und lässt sein Instrument zwischen denen seiner Kollegen schreien. So gelingt es auch besser als auf dem Vorgänger, Spannung und Flow aufrechtzuhalten, sodass das Gesamtwerk wie ein Soundtrack anmutet – und zwar wie der eines von Hieronymus Bosch geschriebenen Avantgarde-Horrorfilms mit Udo Kier in der Hauptrolle als Satan. Passend dazu gibt es einen annähernd roten Faden aus Höllen-Geschichten um etwa den dubiosen Captain in “Eat Man Eat”, die wahlweise von Gitarrist Geordie Greep oder Bassist Cameron Picton runtergerattert werden. Letzterer ist federführend für trügerisch harmonische Stücke wie “Still”. Das Ganze ist nach wie vor prätentiös, aber diese Typen Anfang zwanzig sind eben auch geniale Musiker, die wissen, wie so ein bizarrer Stil funktionieren kann – und ihr Potential ist längst nicht ausgeschöpft.
weitere Platten
Live Fire
VÖ: 15.11.2022
Cavalcovers
VÖ: 22.03.2022
Live-Cade
VÖ: 16.11.2021
Cavalcade
VÖ: 28.05.2021
Schlagenheim
VÖ: 21.06.2019