Mit “Black Rivers” erlaubt sich das Duo musikalische Freiheiten, ohne bewusst Abstand von seinem bisherigen Schaffen zu nehmen. Der Sound von Doves wird nicht komplett abgelegt, der Wegfall von Sänger Jimi Goodwin sorgt aber für hörbare Veränderungen. Zudem binden sich die Zwillinge weder an Genres noch an einen Masterplan. Zu jedem Zeitpunkt ist spürbar, dass sich die Band im Studio hat treiben lassen. Das verlangt sie auch vom Hörer. Die Folge sind psychedelisch-hypnotische Ausflüge und elektronische Spielereien, an deren Oberfläche man sich erst einmal orientieren muss. Wer tiefer eindringt, bestreitet eine Reise, die Grenzen verschwimmen lässt, die Songs aber trotzdem voneinander abhebt. “Diamond Days” bedient sich beispielsweise großzügig im 60s-Pop, das anschließende “The Ship” steigert sich in einen hypnotischen Electro-Beat, “Voyager 1” hebt in unerforschte Sphären ab und auch der rasend schnelle Elektropunk-Ausreißer “Age Of Innocence” positioniert sich irgendwo zwischen Weltraum-Expedition und Videospiel-Dramatik. Nicht immer fügen sich die Titel zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. “Beyond The Pines” ist mit 67 Sekunden Spielzeit ein echter Filler, der französisch gesprochene Monolog in “In Harbour Lights” wirkt im restlichen Kontext des Albums recht zusammenhangslos. Stattdessen bietet “Black Rivers” starke Einzeltitel, allen voran “Voyager 1”. Auf ihr Händchen für ausgezeichnete Single-Auskopplungen können sich die Williams-Brüder also auch jenseits der Doves verlassen.