Vielerorts war ein Reinfall erwartet worden, ein peinlicher Verusch dreier älterer Herren, noch einmal derbe zu rocken. Dass Ozzy Osbourne, Gitarrist Tony Iommi und Bassist Geezer Butler tatsächlich noch mal gemeinsam auf einer Platte zu hören sind – zum ersten Mal seit 35 Jahren –, ist erstaunlich genug. Aber es provoziert auch ungemeinen Druck, eine Erwartungshaltung, der keine Band der Welt gerecht werden kann. Nicht mal Black Sabbath zusammen mit Rage Against The Machine– und Audioslave-Schlagzeuger Brad Wilk. Dass sich die Band unter der barfüßigen und visionären Aufsicht von Legenden-Beleber Rick Rubin nicht blamiert, ist ein kleines Wunder und muss hier gewürdigt und erklärt werden. Die zwei Alben mit Dio hin oder her: Nach “Sabotage”, dem sechsten Sabbath-Album aus dem Jahr 1975, hatte die Band sich verloren. Die Drogen überschatteten ihre Genialität, die Egos ihre gemeinsame Karriere. Was ab “Technical Ecstasy” folgte, war medioker bis lächerlich. Den Tiefpunkt markierte das letzte Sabbath-Album “Forbidden” vor 18 Jahren. “13” radiert die schlechten Jahre aus und begibt sich auf größtmögliche Kurskorrektur. Die Band schaut zurück auf ihre ersten sechs Alben, verinnerlicht deren Stärken und paart sie mit einer vielleicht etwas zu modernen, zu Rubin-typischen Produktion. Dabei sind acht Songs (und drei weitere für die Bonus-Edition) entstanden, die gar nicht daran denken, sich zurückzuhalten. “End Of The Beginning” und “God Is Dead?” sind die mächtige Eingangspforte, zwei achtminütige Brocken, die Riffs und Rhythmuswechsel aneinanderreihen, bloß um unmissverständlich klar zu machen: Sabbath, die bekannteste Untergrundband der Welt, sind wirklich zurück. Alles ist wieder da: der Heavy Blues (“Loner”), ein ruhiges akustisches Stück (“Zeitgeist” ist das spät geborene Geschwisterchen von “Planet Caravan”), der stoische, tief gestimmte Doom (“Age Of Reason”) und der Hang zum Jam. Letzterer kommt vor allem im abgehangen groovenden “Damaged Soul” zu voller Blüte. Der Blues wird hier sogar mit einer Mundharmonika und ZZ Top-ähnlichen, fuzzigen Solos unterstrichen. Ob Butler wieder für die Texte gesorgt hat, deren düstere Inhalte sich nicht großartig von früheren unterscheiden, wird nicht näher erwähnt. Sie sind halt angenehm oldschool, so wie die Schwindel erregende Spirale des Labels Vertigo, das das Artwork ziert. Und am Ende fällt Regen aus donnernden Gewitterwolken zu Kirchenglockengeläut – genau so wie 1969 im legendären Intro von “Black Sabbath” auf “Black Sabbath” von Black Sabbath.
weitere Platten
Technical Ecstasy (Super Deluxe Edition)
VÖ: 01.10.2021
The End: Live In Birmingham
VÖ: 17.11.2017
The Ten Year War (Boxset)
VÖ: 27.10.2017
The End (EP)
VÖ: 20.01.2016
Forbidden
VÖ: 20.06.1995
Cross Purposes
VÖ: 31.01.1994
Dehumanizer
VÖ: 29.06.1992
Tyr
VÖ: 20.08.1990
Headless Cross
VÖ: 24.04.1989
The Eternal Idol
VÖ: 01.11.1987
Seventh Star
VÖ: 27.02.1986
Born Again
VÖ: 07.08.1983