Black Shape Of Nexus
Carrier
Text: Sebastian Berlich
Denn dort, wo das Mannheimer Sextett hinsteuert, gibt es nur wenig, an dem man sich als klassischer Rockhörer orientieren könnte. Im Refrain des schleppendgroovenden “Sachsenheim” presst jemand eine Melodie hervor, die sich nur aus Mangel an Alternativen im Ohr festsetzt. Der Opener “I Can’t Play It” wartet inmitten von Feedback sogar mit einer knochentrocken servierten, zurückgelehnten Jazz-Einlage auf, die jedoch zu keiner Zeit mit tatsächlicher Idylle verwechselt werden darf. Auf “Carrier” beobachten wir eine Band, die permanent austestet, wie weit man sich von gängigen Schemata entfernen kann, ohne komplett im Niemandsland zwischen Drone und Noise verloren zu gehen. Black Shape Of Nexus wagen diese Fahrt nicht zum ersten Mal, doch es lohnt sich erneut, ihren Expeditionen zu folgen. Wenn “Lift Yourself” etwa gegen Ende in wutschnaubenden Crustpunk mündet, wäre dieser Anfall nur halb so wuchtig, wenn man sich bis dahin nicht erst durch drei Minuten abgedunkelten Ambient gekämpft hätte. Frontmann Malte Seidel gibt alles, um die Songs noch stärker zu verfremden und den Hörer möglichst auf Abstand zu halten. Wenn er nicht bellt, dann stammelt er Unverständliches, besonders absurd im atmosphärischen “Facepunch Transport Layer”. Man möchte an diesen Stellen fast lachen, doch die mächtigen Sludge-Riffs und dichten Noise-Attacken prügeln einem jedes noch so kleine Grinsen aus dem Gesicht. Diese Vehemenz macht “Carrier” zu einem Glanzstück seines Genres, selbst wenn die musikalische Finesse teilweise auf der Strecke bleibt.
weitere Platten
Negative Black
VÖ: 20.04.2012
Split-EP mit Kodiak
VÖ: 30.04.2010