Black Vulpine
Veil Nebula
Text: Martin Iordanidis
Wie hoch sich Klangpanoramen mit sauber geschlagenem Stoner Metal im Fundament und einem Dach aus Klargesang ausdehnen lassen, machten Sarah Middeldorf und Daria Stirnberg schon 2015 auf dem Debüt “Hidden Places” klar. Da stiegen die Dortmunderinnen zusammen mit Schlagzeuger Rüdiger Stirnberg und Bassist Stefan Zacharias noch mit etwas mehr Fuzz-Dreck und weniger dick produziertem Schlagzeug in den Ring. Die Doom-Szene ließ sich damit prima aufmischen und Tourneen mit Kylesa und The Vintage Caravan haben dabei auch geholfen. “Veil Nebula” will diese ersten Fußspuren nun unbedingt tiefer in den Boden rammen. Neben einem aufgeräumten Sound ist mehr Heaviness ein passendes Schuhwerk dafür. Das bringt die gesamte Band mit: Rüdiger Stirnbergs Drumpatterns weben dichte Texturen und gehen ausgesprochen sparsam mit Uptempo um. “Limbus”, den Vorhof der Hölle, vertont das Quartett mit einem um sich selbst drehenden Hypnose-Riff, das durch den 90er-Grunge Marke Soundgarden sozialisiert ist. Auch in Tools Frühwerk wurde nachgeschlagen, welche Rezepte die Geschichte zu bieten hat: Zacharias’ Bass scheint sich mit den Zehen tief in die Erde zu krallen, während die beiden Gitarren mit gedoppelten Bendings in den Noise-Himmel ragen. Der Moment währt kurz genug, um ihn als passendes Zitat zu verstehen. Den stärksten Bezug zum ersten Album zeigt “Dread”, weil hier ein eingängiges Arrangement genug Platz für die Medusen-haften Hooklines von Middeldorf und Stirnberg lässt. Ihre beiden Gitarren lassen sie dabei genauso schön Feedbacks singen wie Jason Shi von ASG in seinem ideellen Ozeanien. Die wenigen nach Solo klingenden Momente auf “Veil Nebula” wirken wie zufällig züngelnde Flämmchen aus einem glühend heißen Eisenblock. Über Neuland rollen Black Vulpine ihren Doom-Monolithen in “Haunted House” und “Minotaur”. Dort beweist die Band mit akustischen Kurzstrecken, dass sie auch aus dem Post-Rock schöpfen kann, um ihre Dunkelkammer einzurichten. Bis zum Ende des Albums trauen Black Vulpine sich regelmäßig aus der Komfortzone. “A Lucid Dream” ist eine weitere dynamische Spitze des Albums und lebt von Jam-Strecken, die auch Corrosion Of Conformity-Songs zuverlässig ölen. “Uprooted” bildet mit hellen Hooks und Southern-Metal-Skalen ein Finale, das sich aus dem Prinzip Schummrigkeit von “Veil Nebula” doch ein paar Meter ans Licht traut.
weitere Platten
Hidden Places
VÖ: 11.09.2015