Dass sie diese gar nicht selbst miterlebt haben – geschenkt. Und ob in den 60ern und 70ern wirklich alles besser war, sei dahingestellt. Ist aber auch egal, hier geht es um Southern-Rock-geschwängerten Punk, bei dem ein romantisch verklärter Blick in die Vergangenheit zum guten Ton gehört. Ebenfalls nicht mehr wegzudenken: Bruce Springsteen als Vater im Geiste. Das ist nicht erst seit The Gaslight Anthem so. Ihre weiterhin wachsende Popularität zeigt aber, dass hemdsärmelige Outlaw-Hymnen derzeit einen Nerv treffen. Das Blacklist-Royals-Debüt war 2007 die zweite Veröffentlichung des Ein-Mann-Labels Gunner Records, das exemplarisch für den Trend zum traditionsbewussten Punkrock steht. Mit Blacklist Royals bringt Gunner eine weitere Band nach Europa, die Springsteens Frühwerke auswendig kennt. Ob es nun daran liegt, dass heute ein jeder jedem übers Internet folgen kann – die Sehnsucht nach einem endlosen geteerten Funkloch ist größer denn je und auch der Antrieb von Semper Liberi. Wo The Gaslight Anthem vermehrt auf Originalteile setzen und damit auch Zeitzeugen zum Schwelgen bringen, verbringen Blacklist Royals die rastlosen asphaltierten Stunden zwischen Heim- und Fernweh in ihrem ungepflegten 68er Ford aus dem Vorgarten, den Rost und Rotz zusammenhalten. Weniger bildlich: Sie entfernen sich niemals vom Punk, sondern ergänzen ihn mit Akustikgitarre und Orgel und kommen dennoch The Promised Land ziemlich nahe. Ihre Coverversion des alten Hits ihres Helden bringt die Formel von Semper Liberi auf den Punkt: Springsteen in Punk – schlicht und ergreifend.
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Graveyard Shifts
VÖ: 21.09.2012