Blaqk Audio
Beneath The Black Palms
Text: Sebastian Berlich
Was Davey Havok und Jade Puget seit 14 Jahren zwischen den brotgebenden AFI-Platten brauen, war nie so stilsicher wie der Zitat-Pop anderer zeitgleich auftauchender 80er-Revival-Bands. Die sind mittlerweile aber oft im guten Geschmack festgefahren, während Blaqk Audio spätestens auf dem 2019 veröffentlichten “Only Things We Love” die Kraft des produktiven Missverständnisses kultiviert haben. Mit “Beneath The Black Palms” erscheint nun, womöglich dank der Pandemie, schneller als sonst eine neue Platte. Vor allem deren erste, im Juli bereits als EP veröffentlichte Hälfte birgt krude Referenzen: “Consort” beschwört Trance im Zeichen von Eurodance, “Zipper Dont Work” lässt seinen EDM in Hardstyle kippen, und vor dem inneren Auge erscheinen unweigerlich Tanzende in glitzernden Leibchen vor einem Wunderkerzeninferno, gezündet in einer europäischen Mehrzweckhalle. Wie beim Eurovision Songcontest steht und fällt dieses Spektakel mit der Klasse der Melodien und dem glaubwürdig verkörperten, unschuldigen Wahnwitz. Beides bieten Havok und Puget, egal ob sie in “Hiss” gruftigen Industrial fit für die Charts machen, mit “Fish Bite” die sommerlichen und die weihnachtlichen Wham! versöhnen oder für “I’m Coming Over” eine Strophe von Depeche Mode borgen, um sicher im Synthiepop-Hafen zu landen. Das ist Kitsch, aber fraglos unterhaltsamer.
weitere Platten
Only Things We Love
VÖ: 15.03.2019
Material
VÖ: 15.04.2016
Bright Black Heaven
VÖ: 21.09.2012
CexCells
VÖ: 14.08.2007