In den Seitenflüssen des Melodypunk entstanden, machten sich AFI besonders in den USA mit zwei Elementen interessant: guten Songs und düsterem Image. Beides findet sich auch hier. Es ist nicht so, dass Davey Havok und Jade Puget halbe Sachen machten. Havok hat nach Eigenaussage zwischen 1999 und 2003 nur Musik gehört, zu der Männer in Latexhosen am Wochenende Ausfallschritte machen, während weiß geschminkte Sexualpartner am Rand der Tanzfläche auf Brautschau gehen. Puget programmierte in seiner Freizeit schon immer an Klängen zwischen Depeche Mode, Erasure und Front 242 herum. Ergebnis der Bastelei ist ein Album, das man sich mit seinem morbid-hedonistischen 80er-Klang auch in der Wohnung des American Psycho vorstellen könnte. Ein Album, das bei Liedern wie “Stiff Kittens”, “Bitter For Sweet” oder “Where Would You Like Them Left?” gut funktioniert, da hier alles auf die Melodie gesetzt wird, und die haben sie nun mal drauf. Ein Album, das sich mit “Snuff On Digital” oder “Semiotic Love” so gnadenlos dem “Utz utz utz” der Bloody-Marie-Generation widmet, dass jeder genrefremde Hörer verständnislos davor steht. Ein Album zwischen harter Trance und weicher Elektronik, kühl geschraubt und warm be-ohrwurmt. Ein überaus anständiges Genre-Ding für VW Passats auf dem Weg zur Depeche-Mode-Party, auf deren schwarz getönten Scheiben auch VNV Nation und Funker Vogt aufgedruckt sind. Ein Album, das nichts, aber auch gar nichts mit VISIONS zu tun hat.
weitere Platten
Beneath The Black Palms
VÖ: 21.08.2020
Only Things We Love
VÖ: 15.03.2019
Material
VÖ: 15.04.2016
Bright Black Heaven
VÖ: 21.09.2012