Herbst 2002: Noah Robinson und Kyle Moorman tingeln mit Gitarren und Drum-Computer
unterm Arm durch Kalifornien, um die Leute mit unbequemen Instrumentalkonzerten zu
erschrecken. Soweit die Legende zur Geburtsstunde von Bleed The Sky. Heute sind die
Herren zu sechst, ein formidabler Schlagzeuger aus Fleisch und Blut inklusive. Was
Austin D’Amond auf “Paradigm In Entropy” im Sitzen spielt, dürfte in der Tat manchen
Metalcore-Kollegen vom Hocker hauen: Variabel, treibend, mit Punch und Gefühl weist er
40 Minuten lang den Weg. Der führt über klobige Rock-Brocken und unaufdringlich
eingestreute Synthie-Sequenzen immer wieder in technisch anspruchsvolle
Metalcore-Gefilde. Streckenposten vom Schlage Shadows Fall, Unearth oder Chimaira
dienen der groben Orientierung. So abgegriffen der stilistische Rahmen derzeit sein mag
– Bleed The Sky füllen ihn mit einigen sehenswerten Bildern. Die zehn Songs schlagen
etliche Haken, verwirren, manche fesseln ob ihrer Intensität. Auch wenn sich gegen Ende
ein, zwei verzichtbare Standards einschleichen: Mit “Killtank”, “Leverage” oder “The
Martyr” hebt man sich von der Masse uninspirierter Zeit- und Genre-Genossen angenehm
ab. Manchmal verwischen Bleed The Sky auf ihrem Debüt gar die Grenzlinie zwischen Album
und Attentat, denn angesichts von Wüterichen wie “Skin On Skin” oder “Minion” bedarf es
keiner großen Phantasie sich auszumalen, welches Chaos bei einer ihrer Liveshows
ausbrechen muss.