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    Blindside
    Silence

    VÖ: 27.01.2003 | Label: Elektra/eastwest
    Text: Jörg Staude

    Aus einer wütenden schwedischen Hardcore-Band ist eine wütende Alternative zu den US-Abziehbildern geworden. Wer sich wünscht, Incubus hätten mehr Eier – bitte schön!

    Eigentlich ist es wie immer: Die Skandinavier schlagen die Amis mit ihren eigenen Waffen. Dem Blindside-Major-Debüt gingen mehrere Indie-Veröffentlichungen voraus, die von vielen Konzerten und (US-)Tourneen begleitet wurden, irgendwer bekam Wind von den vier Jungs aus Stockholm… Soweit, so gut. Blindside gelten zur Zeit allerortens als `Talent`, als `Nachwuchshoffnung`, als `Newcomer mit Zukunft`, manchmal sogar als `das nächste große Ding`. Wer sich diese Scheibe mal in Ruhe unter Ausschluss der Öffentlichkeit (also mit Kopfhörer) zu Gemüte führt, wird schnell merken, warum das so ist. Aggressivität und Melodien, Frust und Lösungsvorschläge – Blindside arbeiten geschickt mit Zuckerbrot und Peitsche, pendeln zwischen zwei Welten, die eigentlich nicht miteinander zu verbinden sind. “Time Will Change Your Heart” zum Beispiel: zu Beginn ein Geknüppel sondergleichen, mit Tempiwechsel und wirren Soli, besitzt diese Drei-Minuten-Nummer trotzdem einen Stadion-Chorus. Und das passt, ohne wirklich cheesy rüberzukommen. Das muss man erst mal schaffen. Vielleicht kann man den Zugang zu “Silence” am besten mit einer Parallele aus der Welt der Beziehungskisten erleichtern: Man kennt sich schon lange, eigentlich in- und auswendig, nichts ist spannend, nichts prickelt, aber auf einmal passiert es, und man weiß gar nicht, warum. Oder anders: Blindside sind gute Handwerker, die es schaffen, ihre Kreativität geschickt zu verstecken, das Außergewöhnliche im Normalen unterzubringen. Papa Roach (mit denen sie gerade in USA auf Tour sind) ist das mit ihrer letzten Platte nicht ganz gelungen, weil sie zu sehr über ihre Musikalität nachgedacht haben. Die vier Stockholmer haben nicht gedacht, sondern gemacht. Genau wie System Of A Down. Produzent Howard Benson (Motörhead, P.O.D., Body Count, Crazy Town, Sepultura u.a.) war letztendlich genau der richtige Mann. Der konnte sich im Laufe seiner Karriere auch nicht entscheiden: Mach ich jetzt Mainstream oder Underground, oder beides?

    weitere Platten

    The Black Rose EP

    VÖ: 29.08.2007

    The Great Depression

    VÖ: 29.08.2005