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    Blink-182
    Neighborhoods

    VÖ: 23.09.2011 | Label: Interscope/Universal
    Text: Jan Schwarzkamp / Britta Helm
    Blink-182 - Neighborhoods

    Vier-Ohren-Test

    Potenzial zum Scheißefinden gibt es hier theoretisch in großer Menge. Man kann Neighborhoods aber trotzdem mögen. Furchtbar. Erst der Rückzieher, dann das Verlustieren in neuen Projekten. Box Car Racer sind schon vergessen, +44 waren eine Eintagsfliege, die etwas zu prollig und Angels & Airwaves überkandidelter Spacepunk-Kitsch. Kann also nicht schaden, doch mal wieder zum Kerngeschäft zurückzukehren. Spätestens seit dem ernsthafteren und düsteren letzten Album von 2003 weiß man, das Blink-182 nicht nur juvenilen und infantilen Funpunk können. Diesen Umstand wollen sie acht Jahre später, mit “Neighborhoods” unterstreichen. Das klappt über weite Strecken bestens. Das Grundgerüst ist immer noch der beliebte Pop-Punk mit den zwei unverkennbaren Stimmen und dem phänomenalen Schlagzeugspiel von Travis Barker. Nur sind mittlerweile die Haken, die geschlagen werden, wesentlich komplexer, fast Prog. Manchmal wirken die Songs wegen all der Teilchen und Elemente, die in sie hineingezwängt wurden, sogar etwas zerfahren, die seltsame Single “Up All Night” ist ein gutes Beispiel. An Effekten und käsigen Keyboards hätten Blink-182 ernsthaft sparen können, dann wären all die schönen kleinen Hymnen noch schöner und hymnischer geraten. So ist “Neighborhoods” nur ein gutes, bemerkenswert unspektakuläres Comebackalbum geworden, mit dem Luft- und Real-Schlagzeuger wie üblich besonderen Spaß haben dürften.
    8/12 Jan Schwarzkamp

    Die Wahrheit ist, dass aus hübschen Verlierern meistens doch Erwachsene werden, mit denen man nicht befreundet sein will. Weil, was denn dann? Mit den Eltern am Kaffeetisch sitzen, die sich für den Jungen endlich eine nette Bekanntschaft wünschen, für die er die verstreuten Tennissocken aus seinem Jugendzimmer im Keller in den Wäschekorb befördern würde? Sich Geschichten von alten Mitschülern anhören, die jetzt auch geheiratet haben und aber auch immer noch jeden Donnerstag zum Bowling kommen? Und dann in besagtem stinkigen Jugendzimmer endlich nach der Nerdbrille greifen, nur um darunter eine echt verschriebene zu entdecken? Dass Blink-182 die charmanten Underdogs waren, ist jetzt auch schon über zehn Jahre, damals war es kurz nicht schlimm, sich die Haare stachelig hochzugelen. 2011 kleben Mark, Tom und Travis am sinnlosen Pop-Punk wie der an seinen Reimen und den lächerlichen Rhythmen. Knatsch, wäh, wummer, wummer, bumm. „I saw your ghost tonight/ The moment felt so real/ If your eyes stayed right on mine/ My wounds would start to heal.“ Nöligkeit ist noch nie gut gealtert, Blink-182 bieten ihr nicht mal einen Stuhl an, sondern schubsen ihren zahm grinsenden Poppunk vor sich her, als wäre nichts gewesen. Aber nur weil 1999 mal jemand Fischerhüte getragen und auf Inlinern gestanden hat, fangen damit jetzt nicht auch alle plötzlich wieder an. 25 Cent fürs erste ironische Band-Tattoo.
    4/12 Britta Helm

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