Die Einstürzende Neubauten-Frontfigur entwirft märchenhaft anmutende Filmmusik, die ihre volle Wirkung ohne die visuelle Komponente nicht ganz entfalten kann.
Dass Bargeld Klänge zu Bildern liefert, ist nicht neu. Dass er mit dem Tim Isfort Orchestra zusammen arbeitet, auch nicht. Er liebt die große Geste, ist ein professioneller Melancholiker, breitet sich gern aus, wohnt genüsslich der immer währenden eigenen Apotheose bei. Der im Duett mit Amanda Ooms gesungene Opener Küss mich wach ist ein grandioses Chanson, das seine Vorlage Stella Maris vom vorletzten Neubauten-Alben Ende Neu spielend in den Schatten stellt. Doch nach dem Erwachen gehts ab ins Reich der Träume. Glockenspiel und Streichorchester, Weill und Mickey Mouse. Märchenhaft funkelnde Miniaturen, die neugierig machen. Diese Musik verpackt ein Geheimnis, das, wenn überhaupt, nur von den Bildern aufgelöst werden kann. Leider sind die einzelnen Tracks zu fragmentarisch, die musikalischen Gedanken zu bruchstückhaft, als dass man die Musik ohne den Film von vorn bis hinten genießen könnte. Dies wiederum kann man Bargeld zwar nicht zum Vorwurf machen, denn ein Soundtrack ohne Bilder ist irgendwie immer Kunst ohne Funktion, schränkt den Hörgenuss allerdings doch ziemlich ein.