Flurwoche in der Studenten-WG: Dazu passen Blonde Redhead mit ihrem Melancholie-Pop für öde Gemüter.
Vielleicht hätte man eine Warnung auf dem Cover des aktuellen Outputs der drei Washingtoner Jungs und Mädchen anbringen sollen, Achsozerbrechliche Künstlerseelen am Werk oder so ähnlich. Stattdessen muss man im Info Fugazi meets French Pop lesen, wobei sich das frankophile Moment anscheinend im Wiederkäuen vertrauter Stereolab-Klischees erschöpft, und der Vergleich mit dem fragmentarischen Kopfcore von Fugazi hoffentlich als Witz gemeint war. Nach zündenden Momenten sucht man in dieser tristen Konzeptkunst zwischen elektronikversetztem Pop und Schülerband-Sonic Youth vergebens, lediglich This Is Not weiß die Sache noch ein bißchen zu erhellen, aber auch das kann den extrem manirierten Gesang und das wenig originelle Songwriting nicht aus der Spannbreite zwischen langweilig und nervtötend herausreißen. Soziale Defizite wie Isolation und Kommunikationsunfähigkeit sind stets dankbare Themen der Popmusik, von Zeit zu Zeit sollten die Transportmittel allerdings auf Tragfähigkeit und Reichweite überprüft werden, sonst kann schnell passieren, dass sich statt Emotionalität und Fragilität lediglich hohle Posen und blanker Selbstzweck die vollgeheulten Taschentücher reichen. Wer die Zerbrechlichkeit zelebrieren will, braucht Kraft und Spannung als Gegenpole. Blonde Rehead wollen Kunst sein, bleiben aber leider überwiegend künstlich.
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23
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