Blonde Redhead
Sit Down For Dinner
Im autobiografischen “Das Jahr magischen Denkens” beschreibt die Autorin Joan Didion den plötzlichen Tod ihres Mannes am Esstisch. Die Tragödie macht Kazu Makino von Blonde Redhead nachdenklich: Die Sängerin vermisst 2020 das Abendessen mit ihren Eltern in Japan und verarbeitet die Sehnsucht auf “Sit Down For Dinner”, das von schwerer Süße und undurchsichtigen Soundebenen durchdrungen ist.
Blonde Redhead heben sich damit gleich vom sperrigen, düsteren Vorgänger “Barragán” von 2014 ab, der sich mit seiner Unzugänglichkeit nur wenige Freunde machte. Neun Jahre später sind Blonde Redhead zwar noch immer nicht radiotauglich, die Ausflüge in vielschichtigen Dreampop auf “Sit Down For Dinner” bieten allerdings eine immense Anziehungskraft. Gitarren brodeln subtil im Hintergrund, während Synthesizer und Klaviere sich sanft und überlegt übereinanderschichten und mit pointiertem Hall wie Schokolade zergehen.
Dabei hilft es, dass Blonde Redhead sich neben ihrer Experimentierfreude mit Drumcomputern und shoegazigen Sounds auch beim Songwriting selbst anstacheln und einige der besten Melodien ihrer Diskografie geschrieben haben. Mit solch einem dichten, introspektiven und letztendlich befreienden Werk ist man am Ende zwar womöglich noch immer allein, dafür aber weniger einsam.
Das steckt drin: Beach House, Sparklehorse, Yo La Tengo
weitere Platten
Masculin Féminin
VÖ: 30.09.2016
Barragán
VÖ: 02.09.2014
Penny Sparkle
VÖ: 10.09.2010
23
VÖ: 13.04.2007
Misery Is A Butterfly
VÖ: 29.02.2004
Melody Of Certain Damaged Lemons
VÖ: 25.04.2000
In An Expression Of The Inexpressible
VÖ: 01.01.1999