Blood Red Shoes
Get Tragic
Text: Britta Helm
Dass jedem guten Song ein guter Popsong innewohnt, den man andersherum wieder in alle möglichen Genres wickeln kann, mag stimmen, aber normalerweise ist damit nicht gemeint, dass man einfach die B-Ware noch mal unter neuem Licht auslegt. Ein Glück für “Get Tragic”, dass Laura-Mary Carter und Steven Ansell um ihr Leben keinen schlechten Song schreiben könnten und auch diese zehn mit rauschenden Beats, Synthie-Teppichen und knarzenden Bässen versetzten Stücke über besseres Songwriting verfügen als so Einiges, was sich sonst so seit den Mitt-2000ern aus England heraustreibt. Nur haben sie eben fast jeden Song auf “Get Tragic” schon mal genau so geschrieben und versuchen jetzt, mit Extra-Geräkel und Zischen davon abzulenken. Vor den Synthesizer-Wänden wirft sich Carter betont heftig in die Gitarre und vergisst darüber fast die guten alten Streitgesänge mit Ansell, dem nur noch bleibt, hinterm Schlagzeug die langweiligeren Zeilen zu sprechsingen. Mit “Find My Own Remorse” hat er sich zum Ausgleich eine merkwürdige Zeitlupen-Crooner-Nummer gekrallt, die so gar nicht zu ihm passen will, und was das wabernde Interlude soll, das “Howl” mitten im Satz unhöflich unterbricht, wird auch nicht klar. Tatsächlich sind Blood Red Shoes immer noch in klassischen Blood-Red-Shoes-Ohrwürmern wie “Eye To Eye” oder “Anxiety” am besten, auch wenn die jetzt ein wenig schmieriger und weniger aufgebracht daherkommen als zuletzt noch vor vier Jahren Selbstfindungspause auf “Blood Red Shoes”. In solchen Momenten ist “Get Tragic” nicht ihr schlechtestes Album, sondern nur ihr fünftbestes.
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