Ich kann nur raten, der Aufforderung Join Us” unbedingt Folge zu leisten, sonst entgeht einem mit Katalognummer 116 ein wahres Kleinod aus dem Hause Dischord. Bluetip heißt dieses charmante Gewächs der DC-Punk-Szene, das die Ohren noch wesentlich gründlicher reinigt als die dafür vorgesehenen Wattestäbchen ähnlichen Namens. Würde streckenweise an Fugazi erinnern, wenn man sich Ian MacKayes strikte Aversion gegen jegliche Rock-Schemata einmal wegdenkt. Überhaupt könnte ein Großteil der typischen Dischord-Bands als vager Vergleich herhalten, aber Bluetip sind so gut, daß man sie – wenn überhaupt – nur mit den Besten messen sollte. Das Dutzend Songs auf Join Us” entfaltet seinen Zauber auf einer soliden, jedoch immer leicht sperrigen Groove-Grundlage, und jeder einzelne von ihnen birgt genügend dezent verspielte Kicks, die auch das zehnte Hören nicht langweilig werden lassen. Zudem haben die vier Musiker auch noch Humor, was Songs wie I Even Drive Like A Jerk” unterstreichen. Eigentlich also ein Pflichtkauf, aber das kommerzielle Potential solch ansprechender Musik gleicht ungefähr dem von alkoholfreiem Tequila. In den USA waren sie schon für zehn Shows mit Tool und den Melvins unterwegs, und auch wenn die Feinschmecker hierzulande von einem solchen Trio infernale nur träumen können, heißt es von Februar bis Ende März aufpassen. Dann kann man Bluetip in den zehn europäischen Ländern ihres Vertrauens mit Farewell Bend im kleineren Rahmen bestaunen, und das – da bin ich mir sicher – wird ein Spektakel.
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Post Mortem Anthem
VÖ: 01.01.1900