Blunt Mechanic
World Record
Text: Hauke Hackstein
Eigentlich nicht weiter schlimm, schließlich will Ben Barnett das Rad ja gar nicht neu erfinden. Der Multi-Instrumentalist verdingt sich tagsüber als Musiklehrer, unterrichtet Gitarre in seiner Heimatstadt Seattle, und man muss sich nicht schämen, wenn man noch nie von ihm gehört hat. Zehn Jahre lang war er Kopf von Kind Of Like Spitting, die über John Peels Vorliebe für ihre griffigen Schrammelsingles hinaus kaum Beachtung fanden, aber doch acht Alben veröffentlichten. Nebenbei war er kurzzeitig Mitglied der Thermals und coverte mit Death Cab For Cuties Ben Gibbard als Cash Money Bros. Die Songs seiner eigenen und anderer Lieblingsbands.
“World Record” spielte Barnett komplett allein zwischen Wohn- und Schlafzimmer seines Apartments ein. Die hellsten Momente hat die Platte, wenn ihr Händchen für strahlende Melodien und Arrangements nicht von der rohen Homerecording-Produktion totgetrampelt werden. Im Grunde ist “World Record” nämlich vor allem eine Popplatte, auch wenn ihr Macher sie mit seinem großen Herz für frühen Indierock eingespielt hat. Ähnlich wie die oben genannten Pavement schafft Barnett es erstaunlich oft, eine furchtbar simple Gitarrenmelodie auf einem Schepperschlagzeug und Brummelbass ins Herz des Hörers zu schießen. Und hätten Pavement das nicht alles schon Mitte der 90er gemacht, würde man sich auch noch viel mehr über “World Record” und seine besten Momente freuen. Den etwa, in dem Barnett nüchtern feststellt: Every pop song tells you one of two things/ Its gonna be alright or its nothing at all.
Artverwandte
Neutral Milk Hotel – “In The Aeroplane Over The Sea”
Pavement – “Crooked Rain, Crooked Rain”
The Thermals – “Now We Can See”