Die Elektronik-Spielsachen, die “Modulate” noch zu einem relativ konfusen Spektakel machten, hat Mould diesmal größtenteils im Schrank gelassen (bis auf ein paar äußerst unangebrachte Vocoder-Effekte und Hall-Kitschigkeiten, über die man an dieser Stelle besser schweigen sollte), und stattdessen mit ein paar alten Weggefährten den Nachtexpress zurück in die frühen 90er genommen. Das klingt bisweilen gekünstelt und nach mediokrem Selbstzitat, funktioniert im Rahmen der neuen Hymnen für das gesetztere Indie-Establishment, “Best Thing” und “Missing You”, aber doch immer noch auf die gewünschte Art und Weise; und sei es auch nur mit einem Augenzwinkern Marke “so war das damals”. Wer allerdings Moulds eigentlichen kreativen Höhepunkt in der expressiven Wildheit von Hüsker Düs “New Day Rising” oder dem vielschichtigen “Zen Arcade” sieht, und wem der hymnische und allzu traditionell gestrickte Rock der Folgewerke nicht zusagt, der lässt auch hiervon besser die Finger. Musiker sind eben auch nur Menschen, Meisterwerke hängt man ins Museum. Selbst wenn man seinen Weg schon lange nicht mehr mitgehen mag: dem Manne hier wünscht man doch irgendwie das Beste.
weitere Platten
The Ocean (EP)
VÖ: 15.02.2022
Distortion: 1989-2019 (Boxset)
VÖ: 02.10.2020
Blue Hearts
VÖ: 25.09.2020
Sunshine Rock
VÖ: 08.02.2019
Patch The Sky
VÖ: 25.03.2016
Beauty & Ruin
VÖ: 06.06.2014
Silver Age
VÖ: 05.10.2012
Life And Times
VÖ: 03.04.2009
District Line
VÖ: 01.02.2008
Modulate
VÖ: 12.03.2002
The Last Dog And Pony Show
VÖ: 25.08.1998
Bob Mould
VÖ: 29.04.1996