Bobby Conn
King For A Day
Text: Carsten Schumacher
Er ist Chicagos windigster Entertainer. Ein Prog-Chamäleon im Glitter-Cape mit leichtem Hang zu Satanismus und Exzentrik. Und schießen Sie nicht auf die Violinistin, es handelt sich um seine Frau. Gemeinsam mit weiteren Musikern inszenieren sie ihr Zerrbild der 70er Jahre, eine wilde Combi aus dem Glamour von Disco, den unberechenbaren Größenwahn von Prog und Art Rock, der kindlichen Freude von Punk und der klebrigen Süße eines Broadway-Musicals. Gegniedel, Pomp und ein Chor. Barrock. Ganz wie der erste Track “Vanitas”. Als wären die Weirdos nachts ins Studio von Jimi Tenor eingebrochen, hätten angefangene Aufnahmen aus dem Mülleimer gefischt und mit dem plötzlichen Einsatz bratender Gitarren veredelt. Anything goes. Hooks und Psychedelic. Die darunterliegende Geschichte ist Bobby Conns Don Quixote, und die schönen melodiösen Parts des Albums verdanken wir wohl einem Arbeitsunfall. Dabei hat er sich den linken Daumen zertrümmert und konnte in Vorbereitung auf “King For A Day” zunächst nicht mehr machen, als mit der Suche nach Melodien auf dem Keyboard anzufangen. Nach eigener Aussage versuchte er dann, einen Soundtrack für die verschwommenen Bilder eines Films von Kenneth Anger oder Jodorovsky zu schreiben. Surreales Zeug wie von einem abgenudeltem VHS-Band. Das fertige Album soll nun aber seinerseits komplett von einem irakisch-amerikanischen Filmemacher im Stil von Soap Operas der 70er verfilmt werden. Irgendwo dazwischen liegt eben auch der Sound. Nicht zu weit vom Vorgänger “Homeland”, dafür um die ein oder andere brillante Melodie reicher.