Zum Glück, muss man sagen. Denn was heute alles unter dem Deckmantel der Weltgewandtheit in die Plattenläden geschmuggelt wird, ist oft nur eine Ausrede, um vermeintlich exotische Klangspektren im Namen des massenkompatiblen Popmülls auszubeuten. Dabei ist die Motivation hinter diesem musikalischen Kolonialismus beinahe nachvollziehbar. Fernab von den zu Tode genudelten Schemata der Popmusik und ohne die verbohrte Verkopftheit des Prog birgt afrikanische Musik in ihrer häufig synkopierten Rhythmik und mit vorwärtstreibenden Gitarrenlicks viel Frische. Dabei hat die Musik von Gitarrist und Sänger Nigrers Omara Bombino Moctar auch eine starke politische Dimension, wurde ihm als Angehörigem der Tuareg doch das Gitarrenspiel verboten. Im Exil in Burkina Faso reiften die Lieder der ersten zwei Alben und wurden durch einen Dokumentarfilmer in den Westen gebracht. Inzwischen gilt Bombino den Tuareg als Ikone und Sinnbild für friedlichen Protest durch Musik. Diese stapelt leichtfüßig tänzelnde Gitarrenfiguren schichtweise über Perkussion. Während sich Keziah Jones seinerzeit an seiner ur- und eigentümlichen Version des Funk und Jazz abarbeitete, arbeitet sich Bombino am freiheitsliebenden Blues und Folk ab. Der meditative Gesang verleiht den elf Songs auf “Nomad” einen Charakter zwischen Spiritual und Protestsong, der durch die Produktion von Black-Keys-Gitarrist Dan Auerbach frisch und schwerelos durch den Äther getragen wird. Denn trotz des politischen Hintergrunds ist Nomad eine leidenschaftliche Gitarrenplatte für den Sommer.
Bluesrock
Folkrock
Weiter hören:
John Fahey
“The Transfiguration Of Blind Joe Death”
Keziah Jones
“African Space Craft”
weitere Platten
Sahel
VÖ: 15.09.2023