Ein paar zugängliche Songtitel gefällig? Wie wäre es mit “22 (Over Soon)”, “33 GOD” oder “10 Death/Breast”? Sollte ein kokainsüchtiger Esoteriker mit Jesuskomplex Bon Ivers neue Songs getauft haben? Und wenn ja, hat er dann auch an “715 – Creeks” mitgewirkt? Wer schon immer davon geträumt hat, Justin Vernons schöne Stimme zuerst durch einen defekten Vocoder und dann durch das schlechteste Autotune der Welt zu hören, kommt bei dem Song (und ein paar anderen) jedenfalls voll auf seine Kosten. Wobei Tracks wahrscheinlich der bessere Begriff für die zehn Stücke wäre, denn für herkömmliche Songstrukturen interessiert sich “22, A Million” nur so lange, wie sie oberflächlich verfremdet werden können. Schwer zu sagen, wie viel Mühe sich der Sänger hier gegeben hat. Das Ergebnis erinnert an das Werk eines cleveren Kindes im Kunstunterricht, das sich nicht mehr besonders anstrengt, seit es das Konzept von abstrakt begriffen hat. Oder gleich an die letzte Mando Diao-LP. Auf Bon-Iver-Fans wartet jedenfalls eine krasse Dosis Liebesentzug, es sei denn, man hat zufällig gleichzeitig sein Faible für anämische Synthies, richtungsloses Hintergrundgeplucker und herausgestöhnte Paintbrush-Vocals entdeckt. Vermutlich wäre das Album als Demoversion – so sie denn existiert – interessanter anzuhören, denkbar aber auch, dass die Songs gleich auf ganz andere Weise entstanden sind. Eitelkeit und Kritiklosigkeit saßen schlimmstenfalls ganz vorne mit am Regler.
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