Wer Ende der 00er-Jahre auf Indiepartys ging, wusste was er bekam: die Class of 2005. Nach etwas anderem fragte auch niemand. Schon gar nicht nach Künstlern aus der DACH-Region, denen man neben den Brit-Ikonen im besten Fall zutraute, den nächsten Lebensratgeber für die Kids aus dem Literatur-Einführungsseminar zu veröffentlichen. Dass Tobias Jundt mit seiner so depperten wie bizarren Lo-Fi-Freakshow die Jungen von Lugano bis Kiel dennoch in Bewegung versetzte wie der akademische Gong, verdankte sich der Dreifaltigkeit aus catchy Hooks, Referenzen aus Pop-, Welt- und Kulturgeschichte sowie einem in Ton gegossenen Hedonismus. Elf Jahre später haben es den Berlinern vor allem ethnopluralistische Stilfusionen angetan: “Warten” bringt afrikanische Percussions mit Dancehall-Vibes in Kontakt, die einen Song später in “Weinbar” gar zu luftigen Bossa-Nova-Passagen aggregieren. An der Seite von Bela B und Farin Urlaub bekommt “Big Data” sein Fett weg – alles im eloquenten Spoken-Word-Vortrag, der auf charmante Weise zwischen infantiler Naivität und ernstzunehmender Botschaft changiert. Dadurch, dass “Was mir passiert” eben auch in der Elfenbeinküste aufgenommen wurde, lassen sich wiederholt indigene Trommel-Rhythmen und fein interpretierte Afrobeat-Elemente (“Château Lafite” und “Cameroon”) aufspüren, mit dem dem einstigen Vagabunden-Zirkus nun durchaus eine gereifte und welterprobte Konzeptmusik zugesprochen werden darf.
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