Gemeinsame Sache haben die japanischen Musiker schon öfter gemacht, auf der Bühne und im Studio. Ihr viertes Albumprojekt besteht aus zwei verschiedenen Platten, eine von Boris, eine von Merzbow, die man gleichzeitig hören soll. Die insgesamt rund zweieinhalb Stunden von “Gensho”, übersetzt Phänomen, sind genau aufgeteilt, so dass man beide Alben gleichzeitig starten und hören kann. Boris haben für ihren Teil neun alte Songs neu interpretiert und ohne Schlagzeug eingespielt, darunter zum Beispiel das My Bloody Valentine-Cover “Sometimes” und “Farewell”, den Opener von
“Pink” (2005), der auch hier den Anfang macht. Die Gitarrenriffs sind wesentlich düsterer und schwerer geworden und unterwandern den Schönklang des hallenden Gesangs. Etwas finsterer musste der Song auch ausfallen, damit er mit einer von Merzbows Krachkompositionen funktioniert, in diesem Fall dem ersten von vier Merzbow-Stücken: “Planet Of The Cows”. Die Musik des fast 60-jährigen Masami Akita mit Worten zu beschreiben, funktioniert nur mäßig. Man könnte nur ein Wort benutzen: Lärm, aber das wäre unfair. Merzbows Noise-Eskapaden zu hören, ist für Menschen, die auf Harmonien schwören, jedenfalls unmöglich. Gepaart mit den Songs von Boris, funktionieren die langen Stücke zum Teil erstaunlich gut. Zum Beispiel, wenn sich das dronige “Huge” mit Merzbows etwas leiser gestelltem Quietschen und Zerren mischt. Man kann und soll die Songs in unterschiedlichen Lautstärken und Kombinationen mischen und so sein eigenes, außergewöhnliches Hörerlebnis gestalten. Einen Extrapunkt dafür.
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