Wo das 2020 erschienene “No” ein einziges Tosen war, eine rauschhaft extreme Katharsis aller negativen Energien, die in der Welt flottierten, igeln sich die japanischen Avantgarde-Ikonen auf “W” in Fuzz und Delay ein und schaffen Behaglichkeit und Trost. Nicht nur die Titel beider Alben lassen sich zu einem Imperativ des Verweilens verweben (Now). Auch die majestätische Drone-Wand, mit der “I Want To Go To The Side Where You Can Touch ” dieses bemerkenswert anschmiegsame Album einleitet, nimmt die Melodie auf, mit der “No” zuvor ausklang. Aus der Härte des vergangenen Jahres soll nun Heilung folgen. Gerade der sachte verhallte Gesang von Gitarristin Wata schafft hier einen Kokon aus Achtsamkeit, der eine Sinnlichkeit beschwört, die gefangen nimmt und eine fast schon unangenehme Nähe aufbaut. Dabei entschweben Boris oft in esoterische New-Age-Sphären, in denen es hübsch bunt zirpt und wabert, die jedoch in ihrer austauschbaren Gleichförmigkeit weniger meditativ, als harmlos anmuten. Stünden da nicht harschere Landmarken wie “The Fallen” in diesen überwiegend lieblichen Auen, verschliefe man wahrscheinlich das komplette Album und empfände es noch als Geschenk. Denn Boris schaffen Frieden, wo sonst nur Geschrei und Dissonanz um einen ist. Nehmen wir es also als ein Angebot an, zu träumen, und als die Aufforderung, aus dem Traum ins Tun zu kommen.
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