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    Bosnian Rainbows
    Bosnian Rainbows

    VÖ: 28.06.2013 | Label: Clouds Hill/Rough Trade
    Text: Dennis Plauk / Jan Schwarzkamp
    Bosnian Rainbows - Bosnian Rainbows

    Vier-Ohren-Test

    War es diese Band wert, The Mars Volta dafür zu opfern? Die fallende Formkurve der Letztgenannten schreit eindeutig Ja. Keine Frage: Ganz unbefangen ist man nicht bei der Bewertung einer Platte, deren Entstehung man einen Tag und eine Nacht lang aus nächster Nähe begleiten durfte. Deren Schlüsselsongs und -momente sich eingebrannt haben, weil man dabei war, wie sie in zahllosen Takes mit verbissener Detailliebe aufs Band fanden, ohne dass das Feuer in Omar Rodriguez‘ Augen auch nur einmal spürbar auf Sparflamme geschaltet hätte. So geschehen vor einigen Monaten im Hamburger Clouds Hill Studio, wo wir auf Einladung von Rodriguez und seinem Produzententeam um Studiochef Johann Scheerer Zaungast einer unwahrscheinlichen Wiedergeburt waren: Artrock-Autokrat Rodriguez stellt sich in den Dienst einer Band. Das gab es zuletzt – und zunehmend halbherzig – bei At The Drive-In, zur Zeit der ausgebrannten Mars Volta nie, und schon gar nicht auf den vielen aus der Hüfte geschossenen Soloalben (von denen die meisten durchaus genießbar sind; lasst euch von Schwarzkamp rechts nichts erzählen). Man muss auch nicht lange krakeelen, dass der Pop-Appeal der Bosnian Rainbows nicht genug Luft ließe für progressiven Sturm und Drang oder irgendeinem herbei fabulierten Postpunk-Revival Rechnung trage. Wichtig ist: Bosnian Rainbows ist die erste Platte seit dem Mars-Volta-Debüt, die Omar Rodriguez wirklich Spaß gemacht hat. Das sagt er nicht – man kann es hören.
    9/12 Dennis Plauk

    Nachdem sich Omar Rodriguez auf unhörbaren Soloalben ausgetobt hat, langweilt er nun mit Synthie-Poprock. Der große Omar! Ein modernes Gitarren-Genie. Ein kreativer Freigeist. Fleißig, witzig, doch schüchtern. Ein Akrobat auf der Bühne und die treibende Kraft hinter The Mars Volta und At The Drive-In. So einer muss auch mal enttäuschen dürfen. Darf er. Hat er. Mit Bosnian Rainbows, der ersten Platte seiner neuen Band um Sängerin und Lebensabschnittsgefährtin Teri Gender Bender. Die beiden sind dahin gegangen, wo schon tausende Bands vor ihnen rumgemacht haben: in die neonfarbene Welt des Synthie-Pop mit Postpunk-Tendenz. So einen Sound haben ja alle gemacht, die sich Ende der 90er von ihren Emo- und Hardcore-Bands distanzieren wollten. Da war viel Gutes dabei: Hot Hot Heat, The Faint, The Robocop Kraus. Omar Rodriguez ist gut zehn Jahre zu spät dran und hält seine Freundin für eine Geheimwaffe. Mag sein, dass die auf der Bühne steil geht, auf Platte ist sie jedenfalls nicht mehr als eine Amateur-Karen O für Warmduscher. Dafür verleiht Schlagzeuger Deantoni Parks den Songs ein paar schöne, schräge Beats – vielleicht, damit nicht auffällt wie einfallslos, passiv und kühl die Songs auf “Bosnian Rainbows” ansonsten sind. Sicher wollte Rodriguez mal was anderes machen, aber wenn in ihm schon so viel Talent steckt, dann hätte er es wenigstens gut machen können, statt einen banalen Abklatsch des Postpunk-Revivals von vor zehn Jahren abzuliefern.
    4/12 Jan Schwarzkamp

    weitere Platten

    Live At Clouds Hill (EP)

    VÖ: 10.12.2013