0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    Boss Martians
    Pressure In The Sodo

    VÖ: 30.11.2007 | Label: India/Rough Trade

    4-Ohren-Test

    Hat lange genug gedauert, bis sich die ehemaligen Surf- und Sixties-Rocker
    auf ihre Stärke besonnen haben, und die liegt ganz unbestreitbar im
    kompromisslosen Power-Rock’n’Roll ohne Schnörkel und Experimente, dafür aber
    mit einer Kraft, die den Energiebedarf einer kleinen Industrienation decken
    könnte. Und was die charmanten Melodien angeht, kann es fast das ganze
    Dutzend neuer Songs auf dem siebten BM-Album mit Vorgänger-Hits wie „I Am
    Your Radio“ aufnehmen. Balladen wurden längst zum Tabu erklärt, selbst
    dezentere Töne anschlagende Nummern wie „If You Only Knew“ und „And She’s
    Gone“ rocken immer noch alle Häuser, und man wünscht sich zuweilen gar eine
    kleine Verschnaufpause. Doch Evan Foster und Gefährten geben kein Pardon,
    jede noch so kleine Lücke wird mit Sound gefüllt, auf dass der Schweiß in
    Strömen fließe. Allerdings könnte der Sound ruhig etwas derber sein, doch da
    man bei dieser Platte die Anlage sowieso bis zum Anschlag aufdreht, wird
    sich die nötige Verzerrung ganz von selbst einstellen. Nachdem bereits Bruce
    Springsteen seinen Respekt vor den Boss Martians bekundet hat, wurde der
    Band übrigens erneut eine unverhoffte Ehre zuteil: Die Lyrics der überaus
    mitreißenden Hymne „Mars Is For Martians“ hat Iggy Pop dem Quartett aus
    Seattle auf den Leib geschrieben. Und bei Göttern beschwert man sich auch
    nicht, wenn der Text ein wenig platt („A is for anal, B is for…“) geraten
    ist.

    Dirk Siepe 9

    Man würde ja sagen wollen, ein guter Song ist wenigstens drauf, auch wenn
    den Iggy Pop geschrieben hat, aber nein, seinen besten Tag hatte der bei
    „Mars Is For Martians“ auch nicht. Da wird das Alphabet in Plattitüden
    durchgekaut, die selbst Elmo nicht mehr retten könnte – „S is for sex/ T is
    for trouble…“ – und Evan Foster schon gar nicht. Man müsste schon sehr auf
    deplaziertes Emocoregeknödel stehen, um dem ansonsten unverständlichen
    Textbrei etwas abzugewinnen, und selbst dann wäre es bei den Instrumenten
    vorbei. Mal kurz im Booklet nachgucken, „Drums: der Opa von Iggy Pop“? Nein?
    Komisch, man hätte schwören können, beim altherrenschwachen Röcheln des
    Schlagzeugs irgendwo im Hintergrund. Ganz vorne stehen die Gitarren, Stiefel
    auf der Box und dann Solo, Solo, Solo… wie aus einer Zeit, zu der auch das
    unsägliche Ausgefade am Songende noch ging. Da hat es vor lauter südlichem
    Druck wohl nicht mehr zu echter Breitbeinigkeit gereicht. Zwischendurch
    schreckt die Orgel aus der Rente, erinnert sich, dass sie auch noch da ist
    und haut irgendwo ein paar Noten dazwischen. Egal, passt ja eh nichts
    zusammen auf dieser Platte, die weniger Rock ist als jede Vorabendserie und
    in ihren ruhigeren Momenten auch noch so klingt, als hätten sich die
    beliebten Hauptdarsteller süße Lederjacken angezogen. Nächstes Jahr will
    Iggy seinen Song noch mal selbst einsingen. Vielleicht übernimmt er lieber
    auch noch den Rest.

    Britta Helm 4

    weitere Platten

    The Set-Up

    VÖ: 02.05.2005