Irgendwann hielt es Axel Bosse nicht länger aus in Berlin. Er löste seine alte Band
Hyperchild auf, die eh keiner vermissen würde, packte seine Siebensachen und nistete
sich eine Zeitlang im spanischen Valencia ein, um seine Zukunft zu planen. Ein
Soloprojekt musste her, eigene Songs auch, und dann noch ein paar Typen, die die
nötigen Instrumente beherrschen. Bald darauf wurde er in Köln und Wuppertal fündig:
Wolfgang Stach (Guano Apes, Such A Surge, Emil Bulls) konnte er als Produzent gewinnen,
die Herren von Heyday und den nunmehr auseinander gegangenen Uncle Ho als Mitmusiker.
Die Songs hatte Bosse ja noch aus Valencia im Reisegepäck. Selbige fallen mal keifend
aus, mal hochmelodisch, mal völlig zurückgenommen, beinahe soulig. Nie peinlich, aber
mitunter einfach zu plump, um irgendwie mitzureißen. Die erste Single “Kraft” macht
immerhin ihrem Namen alle Ehre, die anmutigen “Niemand vermisst uns” und “Diese Tage
sind verloren” hätten beim Eurovision Song Contest beste Chancen, und “Novemberregen”
wuchert mit Reminiszenzen an die Fehlfarben und Guns N’ Roses sowie Elke Brauweiler
(Paula, Commercial Breakup) als Gastsängerin. Der Rest geht zwar mitnichten nach hinten
los. Aber auch nicht besonders subtil nach vorne, weil vielen Refrains die Ideen
abgehen. Vielleicht fehlt Bosse nach so viel Reisen auch einfach ein wenig die
Orientierung. Für sein Debüt gilt indes: viel versprechend, wenig haltend.