In der Mitte thront “Events Occur In Real Time”, ein von Industrial-Blubbern und Verlorene-Schlacht-Trompete gerahmtes Meisterstück in Sachen Dynamik und Dreck: Bossk drücken sich über acht Minuten durch eine immer dickere Wall-of-Sound, gewinnen stetig an Intensität, ohne abgedroschene Dramaturgie zu bemühen. Ein letztes Mal brüllt dazu Sam Marsh – der Ausstieg des Sängers gab den Anstoß für “.4”, das zwischen Inventur, Testlauf und Gedankenspiel schwankt.
Songs aus allen Bandphasen werden neu aufgezogen, teils unter der Ägide befreundeter Bands. Was beeindruckt, ist die Vielfalt der Richtungen, in die sich Bossk biegen lassen: “Truth II” spielt mit Electronica und R’n’B, “The Reverie II” schieben Crown Lands mit Moog und Tool-Trommeln ins Weltall, Neo-Klassik und krautiger Drone sind ebenfalls möglich.
Doch auch den Metal haben Bossk noch nicht auserzählt: Schlagzeuger Nick Corney setzt das bislang nur live gespielte “Alberta” so zusammen, dass es erst nach Deftones, dann nach Liturgy klingt, während Pijn mit Streichern den Avant-Metal-Charakter von “Kobe” akzentuieren. Dass Bossk in den Kanon dieses Genres gehören, beweist “.4” mit seiner Reichweite, die sich hoffentlich auch auf dem nächsten Album niederschlägt.
Das steckt drin: Isis, Liturgy, This Will Destroy You
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