Hätte Nick Cave mehr Lust auf Folklore und Gypsy-Gepolter, käme er Wallfisch nahe. Aber selbst dann ist der New Yorker mit guten Verbindungen nach Deutschland kreativ noch einen Schritt weiter. Ein bisschen wie The Black Heart Procession mit weniger Hall, mehr Pop und vielleicht einen Schritt weiter entfernt vom Abgrund darf man sich das – als Botanica-Laie – vorstellen. Der Mann lebt seinen Spieltrieb aus. Es gibt ein sehnsüchtiges Duett mit Dana Schechter (American Music Club, Angels Of Light), bei dem Swing-Trompeten seltsam fröhlich drauflos hupen.
Überhaupt bringen Botanica einen mit Freude aus dem Konzept.
Was wie ein typisches David-Lynch-Soundtrack-Stück beginnt und dabei auch noch “Anhalter Bahnhof” heißt, wird von knöseligem Tom Waits-Gespreche angedickt und Nick Cave-Gesang umspült. So kann man dem Jazz auch beikommen. “Die Engel, die entgleiten uns”, sagt Wallfisch darin. Verlust und Sehnsucht: die Themen dieser Platte. “Xmas” ist dann ein steter Abwärtsstrudel, gesungen von Gitarrist John Andrews. So will man diese Band. Selbst das Nokia-Telefon des Botanica-Chefs wird zum Thema, wenn er sich mit der Trauer um einen Verstorbenen auseinandersetzt; dazu quälen psychedelische Rock-Licks das arme Herz. Zentrale Stücke bleiben das erste und das letzte – “So Far From Childhood”. “Im going up/ Down is where you dont have to be.” Da entschuldigt sich Wallfisch dann fast für die traurigen Strophen des Songs über verlorene Perspektiven aus Kindestagen – und verlorene Haare und Zähne. Bittersüß.
weitere Platten
What Do You Believe In
VÖ: 02.03.2012
The Magnetic Waltz
VÖ: 11.05.2007
Berlin Hi-Fi
VÖ: 05.05.2006
...Vs. The Truth Fish
VÖ: 07.02.2005
With All Seven Fingers
VÖ: 21.10.2003
Malediction
VÖ: 23.10.2000