Eine regelrechte Odyssee, die Martin Gustafsson in den letzten Jahren durchlebt hat. Wegen der ersten Freundin zog es ihn Ende der Neunziger weg aus dem heimischen Eksjö ins große Stockholm. Dann ein Jahr später zum Studieren nach Uppsala. Kurz darauf wieder zurück nach Stockholm, Studieren war doch nicht so toll. Und zuletzt schließlich nach Göteborg, sei es nur, weil er dort noch nie gewohnt hatte. Treuester, manchmal auch einziger Begleiter bei all diesen Reisen und Umzügen war Gustafssons songschreibendes Alter Ego Boy Omega. 200 Stücke will es auf seinem Laptop gespeichert haben, von denen nun die zwölf, die am besten zusammenpassten, sein erstes Album bilden. Folgerichtig ist “I Name You Isolation” das Tagebuch der zurückliegenden, turbulenten Jahre, eine Geschichte vom Jungsein und sich fremdfühlen, von der Suche nach dem rechten Platz im Leben. Und von der Liebe natürlich, die immer wieder dazwischenfunkt, wenn man sie gerade gar nicht gebrauchen kann. Nach ernsthaften Verletzungen möchte die Platte deswegen aber nie klingen. Eher melancholisch gedämpft, sie bleibt zaghaft zuversichtlich, immer bemüht, sich selbst vom größten Unglück nicht unterkriegen zu lassen. Es ist deshalb ein echtes Ärgernis, dass manche dieser Lieder solch stockbiedere Folk-Musik sein müssen, von der Instrumentierung mit Bläsern, Streichern und Glockenspiel bis zur sparsamen Wohnzimmer-Produktion jedem erdenklichen Americana-Klischee verpflichtet, ohne richtiges Ziel vor Augen. Aber freilich, Hoffnung bleibt trotzdem. Vielleicht kommt Boy Omega ja nun zur Ruhe, wo er die Last dieser Platte los ist. Und kann der Songwriter werden, der sich unter der Oberfläche abzeichnet.
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