Das kommerzielle Glück hat Dischord – von Fugazi mal abgesehen – schon länger verlassen. Woran das liegt? Nun, sicherlich in erster Linie an den Bands und am Publikum, lautet eine schlaue, simple und zutreffende Antwort. Aber es ist nun einmal so, daß die Erwägung, ob sich etwas verkaufen läßt oder nicht, noch nie jemanden bei Dischord interessiert hat. Wenn der Szenegeschmack sich mal ein paar Jahre lang mit dem der in Washington D.C. ansässigen Labelmacher überschnitt, war das eher Zufall als Kalkül. Branch Manager, von Chef Ian MacKaye produziert und von Don Zientara abgemischt, werden an dieser Situation auch nicht viel ändern, denn, machen wir uns nichts vor, auch das zweite Album “Anything Tribal” ist wieder was für Spezialisten: Intensiver Post-Hardcore wird geboten, mit ungeheuer dichtem Gitarrensound, erdig, energetisch treibend und frickelnd-rhythmisch zugleich, voller Zitate und Überraschungen – eine Platte, die bei aller Eigenständigkeit typisch ist für die Dischord-Release-Politik der letzten fünf, sechs Jahre. Musik für die Guten halt, für Menschen, die Qualität wittern, sowieso alles von Dischord kaufen und wissen, warum man kein Fugazi-T-Shirt trägt.
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Branch Manager
VÖ: 01.09.1995