Jon Spencers kleines Schwesterchen Muffin (süßer Name auch) hat den Bogen raus. Der NME zum Beispiel nannte sie “utterly magnetic” und bescheinigt “lungs of mercury”, auf gemeinsamer Tournee mit des Bruders Blues Explosion fragte man sich allabendlich aufs Neue: Wie viel verdammte Coolness verträgt so eine Familie? Liegt das in den Genen? Wann haben die angefangen, die richtigen Platten zu hören? Mit drei? Schon “Got It Made”, das Debüt des Quartetts vor drei Jahren, war ein lässig-arrogantes Arschwackelding. Wie James Brown, Iggy Pop, Dr. Dre und die B 52’s zusammen auf Speed, mit einem ausgebufften Drive aus polternden HipHop-Beats, knarzigem Funk, schmieriger Gosse und dreckigem Punk. Mit “Getting Wise” geht die Party an gleicher Stelle weiter. Ein paar Bierkästen wurden zwar durch Cocktail-Shaker ersetzt, anstelle der etwas plärrenden Wohnzimmer-Anlage tritt jetzt ein ordentliches Soundsystem, damit die Beats noch dicker kommen. Aber dafür wird gerockt wie schon lange nicht mehr. Die Meute ist schwitznass vom Tanzen und sexy wie ein Rudel Whiskeygläser, die Band groovt sich kaputt, minimalistisch zwar, aber doch mit einem ungeheuer drückenden Rollen, und die Beats. Die Beats! Die BEATS sind fett, Alder! Dazu Muffin, die schmirmelige Betty Boo der Leck-mich-doch-Generation: als ob Mike D., Courtney Love, Eminem, P.J. Harvey und Salt’n’Pepa plötzlich eine gemeinsame Stimme hätten. Demnächst in ihrem wirklich coolen Club um die Ecke – so es einen gibt.
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Got It Made
VÖ: 08.05.2000