Ein Blick zurück, in die zweite Hälfte der 90er: Da waren Korn und Limp Bizkit noch keine Bezeichnungen für abgestandene Musik und aufgedunsene Rockstars, sondern frische Alternativen für den Plattenteller. Nu Metal war der heiße Scheiß, auch wenn in seinem Fahrwasser nach den kommerziellen Erfolgen besagter Bands einiges an die Oberfläche gespült wurde, das getrost in dunklen Proberäumen hätte bleiben können: Coal Chamber, Spineshank, Drowning Pool und wie sie alle heißen. Warum das hier erzählt wird? Weil Breed77 zu den letzten Überlebenden dieser Strömung gehören. Die eigentlich aus Gibraltar stammende, aber in London lebende Band hat vor neun Jahren ihr Debüt veröffentlicht. Schon damals spielten sie aber kein pseudo-depressives Gehampel, und auch heute folgen sie noch ihrer Mischung aus spanischen Gitarren, orientalischer Folklore und grooviger Stakkato-Rhythmik.
Man nennt das dann “Flamenco-Metal”. Wer jetzt an Freestyle-Experimente denkt, sollte schnell eine kalte Dusche nehmen oder Ill Niño hören – deren Latin-Metal streicht auf der Innovationsskala ähnliche Punktzahlen ein. Breed77 suchen ihr Heil eher in konventionellen Strukturen und reichern sie mit “fremden” Elementen wie eingestreutem Muezzingesang an. Davon abgesehen dominieren klassische Metal-Licks und hymnische Power-Refrains, in denen Breed77-Frontmann Paul Isola immer wieder nach James Hetfield klingt. Warum ausgerechnet ein fragwürdiges Cover von “Zombie” (The Cranberries) als Singleauskopplung herhalten musste, ist nicht bekannt.
Artverwandte
Ill Niño – “Revolution Revolución”
Soulfly – “Soulfly”
System Of A Down – “System Of A Down”
weitere Platten
dto.
VÖ: 21.07.2003